Bloodrocuted
Von höheren Mächten
Interview
Kürzlich erschien das neue BLOODROCUTED-Album „For The Dead Travel Fast“ – das dritte plus zweier kürzerer Releases in fünf Jahren. Strammes Tempo also, das die belgischen Death Thrasher da hinlegen, und dabei weiß kaum einer näheres über die Band. Das wollten wir ändern und baten deshalb BLOODROCUTED-Sänger, -Bassist und -Songwriter Daan Swinnen zum Kurzgespräch.
BLOODROCUTED-Sänger und -Bassist Daan Swinnen …
… über den strammen Veröffentlichungsrhythmus der Band von einem Release pro Jahr:
Ich weiß nicht, was wir anders machen als andere Bands. Wir waren von Anfang an immer ambitionierte Personen, und wann auch immer wir keine Show spielen oder sonstwie proben mussten, habe ich einfach angefangen, Musik zu schreiben. Ich bin nicht die Art Mensch, die nur dann Musik schreibt, wenn ein neues Album um die Ecke schaut, sondern laufe ständig mit neuen Ideen und neuen Einflüssen aus allen möglichen Genres herum, die ich in unsere Musik implementieren möchte. Am Ende haben wir immer irgendwelches Material fertig, und wenn wir glauben, es sei an der Zeit, es herauszubringen, tun wir das.
… beschreibt die Musik von BLOODROCUTED für jemanden, der die Band überhaupt nicht kennt:
Als Band würde ich BLOODROCUTED als einen Mix aus SLAYER, KREATOR, DEATH, CARCASS und ENTOMBED beschreiben. Da viele Menschen Bands gerne in Genres beschreiben, würde ich sagen, dass wir sowas wie Blackened Death Thrash Metal spielen. Aber ich schätze, dass „Extreme Metal“ der einfachere Begriff wäre, haha.
… über seine musikalische Wurzeln und Einflüsse:
Ich höre tatsächlich meistens Death und Black Metal sowie die extremeren Variationen des Thrash Metal (SUICIDAL ANGELS, SODOM, WARBRINGER, TOXIC HOLOCAUST, SKELETONWITCH, …). Ohne zu zögern kann ich sagen, dass meine beiden musikalischen Einflüsse Nummer eins CARCASS und DEATH sind, da sie alles vereinen, was ich an Musik liebe. Zum Beispiel Thrash-Metal-Riffs, knorriger Gesang, Blastbeats, Breakdowns und Melodie. Nachdem das gesagt ist: Ich ziehe auch eine Menge meiner Ideen von All-time-Klassikern wie SLAYER und KREATER. Textlich ziehe ich meine Einflüsse nicht aus irgendeinem Subgenre oder aus irgendeiner Band, sondern achte mehr auf eine individuelle Note. Ich schreibe einfach Texte, wenn ich frustriert und wütend bin, zum Beispiel über Dinge wie blinden Glauben, unfaire Politik, Ungleichheit der Geschlechter, … .
… über die Veränderungen im BLOODROCUTED-Stil:
„For The Dead Travel Fast“ fühlt sich für mich wie das natürliche Ergebnis aus all unserem vorherigen Material und unseren vorherigen Erfahrungen an. Musikalisch ist das Album für mich ein Mix aus dem melodischeren Zeug auf „Doomed To Annihilation“ [BLOODROCUTED-Debütalbum von 2013 – Anm. d. Red.] mit dem rohen, teutonischen Death Thrash von „Disaster Strikes Back“ [zweites BLOODROCUTED-Album von 2015 – Anm. d. Red.]. Dieser Mix ist angereichert durch meinen aggressiveren Gesangsstil und ein paar brutaleren Underground-Einflüssen von Bands wie BEHEMOTH, AT THE GATES, CARCASS, ENTOMBED, DARK FUNERAL, … das ist alles auf unseren bisherigen Platten nicht zu hören. Man könnte also sagen, dass die Neuerungen in unserer Musik die Melodic-Death-Metal-Einflüsse zusammen mit meinen an den Black Metal angelehnten Vocals sind.
… über das lyrische Konzept von „For The Dead Travel Fast“:
Auf den ersten Blick würde man wohl nicht meinen, dass es eine wirkliche Verbindung zwischen den verschiedenen Texten gibt, aber ich wollte ein konzeptuelles Album schreiben, das auf „höheren Mächten“ wie Religionen, Regierungen, Gesetzen etc. basiert, welche das Individuum im Zaum halten, sodass wir keine Selbstaktualisierung erfüllen können. „The Leper And The Whore“ beschreibt, wie die Außenseiter unserer Gesellschaft ausgestoßen werden, „Perversion Of Purity“ erzählt die Geschichte eines vergewaltigten Mädchens, während der Täter vom Gesetz und der Ineffizienz des Staates geschützt wird. „Wound In Shadows“ handelt davon, deppressiv zu sein, während alle um dich herum das handlen, indem sie dich verlassen, dir raten, hirnbetäubende Tabletten zu nehmen oder dich ignorieren … und so weiter. Der Titeltrack des Albums basiert auf Bram Stokers großartigem Roman „Dracula“, beim Weiterdenken der Geschichte steht Dracula für mich für das reiche Monster, das sowohl sein Geld als auch seine Macht benutzt, um noch mehr Kontrolle zu erlangen und so seine Bedürfnisse zu befriedigen. „Cult Of Sacrifice“ und „Denial Of The Cross“ sind dann die offensichtlicheren Texte was das angeht.
… über Religionen und Anti-Religionen:
Mein Stand diesbezüglich ist nicht das einfache Schwarz-weiß-Denken, das viele Menschen an den Tag legen. Ich glaube, dass es nicht falsch ist, an eine höhere Macht zu glauben, aber ich denke auch, dass man das für sich selbst tun sollte; nicht mit seinen Eltern, nicht mit seinen Nachbarn, und definitiv nicht in einer organisierten Gesellschaft wie einer Kirche oder einer Moschee. Für mich persönlich ist es hart zu verstehen, dass Menschen an etwas glauben, das über die Geschichte hinweg so großen Schaden angerichtet hat, nur im Namen einer Gottheit. Außerdem glaube ich, dass es idiotisch ist, nur im Namen der eigenen, einzig richtigen Religion zusammenzukommen, zu glauben und zu predigen, da ihre Art zu Glauben nur durch den Ort determiniert ist, an dem sie geboren wurden. Wäre ich in Nepal geboren worden, hätte man mich nicht christlich erzogen, sondern zum Beispiel als Buddhist.
Über Anti-Religionen habe ich eine Menge zu sagen. Ich habe bereits klargemacht, dass ich an die Kraft von Individuen glaube, und genau deshalb denke ich auch, dass organisierte Bewegungen wie die Church of Satan genauso schlimm sind wie das Christentum, da sie genauso Geld und komplette Ergebenheit verlangen. Trotzdem stehe ich hinter einer Menge Dinge, die im Satanismus nach La Vey gesagt werden, welcher für mich vor allem Antitheismus und Freiheit repräsentiert. Okkultismus ist dann noch etwas anderes, da ich persönlich sehr wohl an eine höhere Macht glaube, die zwischen jedem Menschen, jedem Tier und jeder Pflanze existiert. Für mich sind wir alle irgendwie durch etwas verbunden, das ich nicht richtig benennen kann, und für mich steht dieses Etwas spirituell komplett abseits jeglicher Religion. Aber bei diesem Thema bräuche ich eine ganze Menge mehr Zeit, um mich zu erklären, hahaha.
… spricht die berüchtigten letzten Worte:
Ich danke dir vielmals für das Interview. Ich hoffe, dass ich alle eure Leser irgendwo in der Zukunft zu sehen bekomme.
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Stile | Melodic Death Metal, Thrash Metal |
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