Suburban Savages - Kore Wa!

Review

Der Prog der SUBURBAN SAVAGES ist gut! Sehr gut sogar. Denn: Der Prog der SUBURBAN SAVAGES ist schräg und sich selbst nie zu schade dafür, dem Prog-affinen Hörer durch seine schiere Verschrobenheit ein breites, belustigtes Grinsen ins Gesicht zu zaubern. Viel wichtiger als das ist aber wie eingangs konstatiert: Der Prog der Norwegen ist gut. Was wenig wundert, wenn man bedenkt, dass Bandkopf Tr-Ond von den seit 1998 bestehenden, Jazz-affinen PANZERPAPPA stammt. Und wie auch bei seiner Stammband hat der Mann das hier vorliegende Album „Kore Wa!“ eingetrommelt, während er neben seinem PANZERPAPPA-Kollegen Anders K. Krabberød auch weitere gestandene Musiker um sich geschart hat. Das klingt verdächtig nach dem nur zu klassischen Hin- und Herschieben von Bandmitgliedern des klassischem Prog.

Die SUBURBAN SAVAGES spielen ihren Prog im Hier und Jetzt

Und doch sind die SUBURBAN SAVAGES nicht in der Vergangenheit hängen geblieben. Denn „Kore Wa!“ klingt schon sehr eigen- und einzigartig. Vor allem der Jazz ist prominent vertreten und verleiht etwa dem Titeltrack einige stark swingende Grooves. Und es ist auch der Jazz, dessen Einflüsse einige merkwürdige Harmonien hervorbringt. Unsereins kann sich dabei auch nicht helfen und muss an einigen der schrägeren Stellen des Songs an die großen MAGMA denken. Hier sind es vor allem die ekstatischen Gesänge zum Ende hin, die Erinnerungen etwa an „Kobaïa Is De Hündïn“ wach werden lässt. Hier spielt also auch der Zeuhl eine Rolle im Sound der Norweger, wenn auch eine untergeordnete.

Doch es gibt viel mehr zu entdecken und lieb zu haben. Die schrägen, von bedeutungsvoll dahin stapfender Perkussion begleiteten Synth-Leads im Mittelteil des Openers „Fade Into Obscurity“ sind ein Genuss. Diese werden von zwei geradlinigeren Passagen eingerahmt, die ein bisschen so klingen, als wollte Tr-Ond Steven Wilsons jazzigere Momente in eine Salsa hineinzwängen. Das folgende „Pronk“ zeichnet sich durch eine quiekende Orgel und eine dem Titel gemäß hoppelnde Rhythmik aus. „As I Am Dying“ beginnt mit tribaler Perkussion, wandelt sich dann aber in einen bizarr verdrehten Rocker. Regelrecht dramatisch wird es beim instrumentalen „Guzarondan“ und dem folgenden „Von Two-Step“. Letzteres scheint eine alptraumhafte Samba darstellen zu wollen. Das abschließende „Docteur Mago“ schließlich gibt sich erstaunlich versöhnlich, inklusive herrlich käsiger Synthie-Perkussion im Hintergrund und den mit Abstand gewöhnlichsten Harmonien des Albums. Als wollte die Band ihre Hörer hiermit in die Realität zurück holen.

„Kore Wa!“ ist verquerer Prog zum Liebhaben und Liebgewinnen

Was die SUBURBAN SAVAGES hier entfesselt haben, ist beeindruckend. „Kore Wa!“ bietet erfrischende Abwechslung von all dem Murks, der heute so als Prog durchgeht. Wer es nicht auf Anhieb mag, aber auch kein Kostverächter ist, sollte dem Teil etwas Zeit einräumen, denn es wächst mit jedem Durchlauf. Knapp 38 Minuten feinster, skandinavischer Prog-Weirdness – mehr braucht der Proggie nicht, um glücklich zu werden. Da freut man sich schon richtig auf künftige Alben der Band und ist gespannt, was sie hieraus zu machen imstande ist. Darauf ein dreifach donnerndes „Kore Wa!“

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09.06.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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