Alestorm - No Grave But The Sea

Review

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Während Piraten derzeit die Leinwände in den Kinos heimsuchen, fahren auch ALESTORM aus, um mit ihrem mittlerweile fünften Album „No Grave But The Sea“ wieder auf Beutezug zu gehen. Schaufeln sich die Schotten hiermit gemäß des Titels ihr Seemannsgrab?

Das kommt darauf an, was man von einem Album der Metal-Piraten erwartet. Wer bei der Erwähnung der Band in Nostalgie schwelgt und feucht fröhlicher Nächte gedenkt, in denen man volltrunken „Keelhauled“ oder „Catpain Morgan’s Revenge“ mitgrölte, wird hier definitiv bedient. Wer sich dagegen irgendeine ausgefeilte Art von Weiterentwicklung gewünscht hat, hat seine Rechnung ohne die feierwütigen Schotten gemacht. Was natürlich nicht heißt, dass es nicht doch Unterschiede zum Vorgänger gibt.

ALESTORM, Palmen, Weiber und Bier

„No Grave But The Sea“ klingt auf den ersten Hör ziemlich genau wie all seine Vorgänger. Die Party-Hymnen funktionieren nach wie vor, sieht man mal von „Mexico“ ab, das selbst für ALESTORM-Verhältnisse zu flach sein dürfte. Noch dazu recyclen ALESTORM hier die 8-bit-Intro-Masche von „1741 (The Battle Of Cartagena)“. Epische Melodien gibt es ebenfalls. So überzeugen etwa „To The End Of The World“ oder der Rausschmeißer „Treasure Island“ mit einigen mächtigen Arrangements. So richtig entfesselt blödeln die Schotten beim Song „Fucked With An Anchor“, der so herrlich bescheuert, unbekümmert und dumm ist, dass er prompt zum Album-Highlight wird. Also ja, Hits bekommen die Jungs nach wie vor hin.

Doch es sind wie so oft die Nuancen, die einem entgehen, wenn man Album und Band verfrüht abschreibt, die letzten Endes zum Genuss von „No Grave But The Sea“ beitragen. Neben offensichtlicheren Elementen wie den aggressiven Shouts in „Alestorm“ oder „Rage Of The Pentahook“ dürfen sich Fans vor allem über die deutlich beschwingtere Rhythmik freuen, die dem freibeuterischen Charme der Band in die Karten spielt. Der Folk hat hier deutlich mehr Einzug gehalten und macht so einige der ohnehin grundsoliden Songs noch unterhaltsamer. Klar, es gibt noch die Songs wie der einleitende Titeltrack, die im geradlinigen Stechschritt durch die Gefilde marschieren. Doch sind diese nicht mehr so präsent wie zuvor. Die poltrige Piratenästhetik fängt „No Grave But The Sea“ also gekonnt ein.

Ein Grower vor dem Herrn

Ich gebe es gern zu: Am Anfang hat mir „No Grave But The Sea“ nicht wirklich gefallen. Erst, nachdem ich mich damit abgefunden habe, dass es eben nicht mehr auf die Epik früherer Werke setzt, hat es *klick* gemacht. Es ist ein Album, dessen Genuss wirklich von der Laune des Hörers abhängt. Man muss einfach bereit für etwas alberne Piratenmusik sein, bekommt dann aber auch ein Hitfeuerwerk serviert. In Sachen Atmosphäre gibt es Kapellen wie VROUDENSPIL, welche diese Lücke füllen können. Wenn es aber darum geht, die sieben Weltmeere mit quietschbuntem Piraten-Metal zu bespaßen, macht ALESTORM so schnell niemand etwas vor. Was mit „No Grave But The Sea“ zu beweisen war.

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25.05.2017

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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5 Kommentare zu Alestorm - No Grave But The Sea

  1. metalfreak sagt:

    Für mich persoenlich immer eine fuechterliche Band mit fuerchterlichen Alben, ich greife lieber zu richtigem Power ob Deadiron oder Innersiege und Freunde von mir, Communic werden demnaechst auch ein Hammerteil auf die Menschheit loslassen.

    4/10
  2. Doktor von Pain sagt:

    Ich kann mit bierseligem Party-Metal eigentlich nichts anfangen. Eigentlich – aber Alestorm sind die Ausnahme dieser Regel. Piraten gehen dann halt doch immer irgendwie – acht Punkte sind völlig okay. Da können Trueness-Verfechter (hallo, Metalfreak) noch so viel über Trueness und Gedöns schwafeln – Alestorm sind und bleiben trotz Cheesiness einfach gut.

    8/10
    1. Finq sagt:

      Ich habe noch keinen Gedanken an „Trueness“ oder dergleichen verschwendet, aber ich finde solche Bierzelt Musik auch größtenteils albern.
      „Fucked with an Anchor“ ist irgendwie lustig, aber gute Musik? Finde ich nicht.
      Charme hat so ein Album voll mit Puns, Witzen, Augenzwinkern und Selbstiornie natürlich ungemein. Aber für mich macht gute Musik aus, dass ich mich alleine mit Kopfhörern aufs Sofa hauen und für eine Stunde in das Album eintauchen kann.
      Alles andere ist nicht viel mehr als Hintergrundbeschallung.
      Eine 8/10 mag sogar gerechtfertigt sein, das Alestorm Album macht ja alles was es will hervorragend.
      Es ist dann nur etwas banal, wie ein Epos wie Ayreons The Source oder Immolations Atonement die gleiche Punktzahl erhalten, die ebenfalls gerechtfertigt ist (wobei Atonement auch easy eine 9 sein kann), obwohl sie viel mehr gute Musik bieten.
      Alestorm ist halt Popmusik und die Zielgruppe dafür überschneidet sich nur ganz selten mit richtigen Metal Bands.

      1. Doktor von Pain sagt:

        Ja, das ist nachvollziehbar. Trotzdem kann auch eine Band mit relativ simpler Musik wie Alestorm eine ebenso hohe Punktzahl einfahren wie eine gute Prog-Rock-Band. Die Bewertungskriterien sind halt in beiden Fällen unterschiedlich. Eine Bratpfanne und ein Schneebesen können ja auch beide gut verarbeitet sein, obwohl es unterschiedliche Küchengeräte sind – oder so ähnlich.

      2. Awesome Andy sagt:

        Alestorm sind eben Alestorm und jedem sollte eigentlich klar sein, was zu erwarten ist wenn man den Silberling in den Player wirft. Und mal ganz ehrlich machen die Jungs um Chris Bowes ihre Sache verdammt gut. Da ich ansonsten wenig andere Bands aus diesem Genre kenne fehlt mir jegliche Referenz, aber ich möchte die oben aufgeführten Nuancen aufgreifen. Diese sind nämlich sehr detailreich ausgearbeitet und vor allem das Keyboard setzt der ganzen Sache noch eine ganz eigene Note. Bei genauem hinhören findet man hier das ein oder andere Detail das beim nebenher hören sicherlich verloren geht.
        Auf alle Fälle freue ich mich schon in 2018 Alestorm , und das etwas andere Pendant Gloryhammer, Live sehen zu dürfen.

        JAR JAR

        8/10