The Night Flight Orchestra
Feminismus im Weltall
Interview
Mit „Amber Galactic“ konnten THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA durch die Bank weg überzeugen. Nicht nur gelang der Supergroup um Björn Strid, David Andersson und Sharlee D’Angelo ein Album voller Hits, sondern auch ihr bisher reifstes Werk. Die Band scheint als solche mehr denn je zusammengewachsen zu sein. Dass „Amber Galactic“ dazu noch eine interessante wie auch humorvolle Message hat, hat uns David Andersson neben anderen Details zur Entstehung des Albums im Gespräch verraten.
Hey David, zunächst einmal: Gratulation zu „Amber Galactic“. Die Platte läuft bei mir seit einiger Zeit rauf und runter. Wie fühlt ihr euch damit?
Ich bin richtig glücklich mit dem Ergebnis und froh, dass jeder in der Band hierfür 100% gegeben hat.
Wie ist bislang das Feedback ausgefallen? Hat es zu irgendeinem Zeitpunkt bei euch Leute gegeben, die sich über die Musik von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA aufgeregt haben?
Also bislang war das Feedback wirklich positiv. Die meisten SOILWORK-Fans haben ohnehin relativ weit gestreute Geschmäcker. Und auch wenn THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA nicht unbedingt die Hörgewohnheiten dieser Leute bedienen mag, sind sie meistens dennoch mehr als zufrieden mit unserer Arbeit oder haben eben auf ihre Weise Spaß mit unserer Musik.
Wenn andererseits jemand unbedingt seine Zeit und Energie damit verschwenden möchte, Musik zu hassen, die kein Metal ist, dann möchte ich ihn auch nicht davon abhalten. Jeder hat das Recht zu seiner Meinung. Ich finde es halt schade, dass diese Leute scheinbar nichts Besseres zu tun haben. Sie könnten zum Beispiel selbst eine Metal-Band gründen.
Was überhaupt ist der Ursprung eures Namens?
Wir wollten von Anfang an den idealen Sound schaffen für die Momente, in denen man unterwegs ist. Sei es mit dem Auto auf der Straße, im Tourbus oder Ähnliches. Und es gibt kaum etwas Cooleres als mitten in der Nacht irgendwo über den Wolken zu fliegen. Darüber hinaus starb Paul Kossoff [u. a. Gitarrist von FREE, Anm. d. Red.] während eines Nachtfluges. Wie könnte man eine solche Legende, die einen derart inspiriert hat, also besser ehren, als seine eigene Band THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA zu nennen?
Beim Hören von „Amber Galactic“ kam mir der Gedanke, dass ihr als Band deutlich kompletter und reifer klingt als zuvor. Die rohen Ecken scheinen einfach verschwunden zu sein. Hat sich bei euch etwas an der Arbeitsweise geändert?
An unserem Aufnahmeprozess hat sich im Grunde nichts geändert. Wir haben eigentlich schon immer alles in Eigenregie aufgenommen und produziert. Es gibt bei uns keine Formel, nach der wir arbeiten. Wir gehen einfach ins Studio, stellen ein paar Mikrofone auf, trinken einen über den Durst und fangen dann mit dem Musizieren an. Wenn sich etwas geändert bzw. verbessert hat, dann sind es wohl einfach unsere Fähigkeiten als Musiker an sich. Wir haben uns dahingehend verbessert, dass wir unsere Stärken und Eigenheiten, die uns von anderen Bands unterscheiden, ausgefeilt haben. Das ist aber nichts, worüber wir jemals geredet haben, sondern das passierte ganz in unserem Unterbewusstsein.
Auch der Wechsel zu Nuclear Blast hat eigentlich recht wenig an unserer Arbeitsweise an sich geändert. Vielleicht sind wir durch den Wechsel von Coroner zu Nuclear Blast einfach fokussierter an die Sache herangegangen, da wir nun mit diesem Label im Rücken ein breiteres Publikum erreichen können als mit unseren vorangegangenen Alben.
Apropos Arbeitsweise: Wie lange haben die Arbeiten an „Amber Galactic“ gedauert? Und wie viele Flaschen Champagner sind dabei drauf gegangen?
Für mich persönlich ist das Songwriting eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Das ist etwas, was ich sehr oft in meiner Freizeit tue. Deshalb habe ich immer haufenweise Songs herumliegen, die nur darauf warten, realisiert zu werden. Diesmal habe ich etwa die Hälfte der Songs von „Amber Galactic“ beigesteuert, Sebastian Forslund, unser zweiter Gitarrist, hat drei geschrieben, Björn hat zwei geschrieben. Und „Domino“ haben wir gemeinsam geschrieben, als wir im Tourbus in Österreich unterwegs waren.
Für die Aufnahmen hatten wir letzten Sommer eine einwöchige Session, ebenso kurz vor Sylvester. Danach haben wir ein paar Overdubs in verschiedenen Studios gemacht. Insgesamt waren wir also etwa drei Wochen mit den Arbeiten beschäftigt. Und es hat etwa zehn Flaschen Champagner pro Tag gekostet. Wir waren also relativ schnell pleite, deshalb blieb es auch bei der einen Platte. Sonst hätten wir ein Tripel-Album aufgenommen. (lacht)
Natürlich sind wir alle relativ erfahren, was das Songwriting angeht. Folglich haben wir versucht, ein Album zu kreieren, das so abwechslungsreich und interessant wie möglich ist. Und ich denke wir versuchen stets, unsere Songs wie die nächste, potentielle Hitsingle zu schreiben, unabhängig von der Art des Songs. Ich denke, dass in jedem Schweden ein bisschen ABBA drin steckt. (lacht)
Ich hatte ein paar STEELY DAN-Flashbacks während des Hörens, da eure Musik diese fast schon beiläufige Perfektion inne hat wie bei Donald Fagen und Walter Becker in ihren besten Tagen. Wart ihr da ähnlich kompromisslos während des Entstehungsprozesses von „Amber Galactic“?
Das ist ein Riesenkompliment, zumal ich selbst STEELY DAN sehr mag. Aber nein, wir waren da relativ spontan mit unseren Songs und haben diese üblicherweise nach einigen Takes im Kasten gehabt. Wir haben also nicht annähernd diese Stufe des Perfektionismus‘ inne. Aber ich fühle mich stellvertretend für die Band geehrt für diesen Vergleich.
Erzähl uns doch bitte mal etwas über die Space-Thematik des Albums.
Tatsächlich ist „Amber Galactic“ so etwas wie eine Space Opera mit einer feministischen Agenda. Ein Space-/Science-Fiction-Album aufzunehmen war schon immer ein Traum von mir. Und auch wenn „Amber Galactic“ kein Konzeptalbum ist, so basiert es auf einem zentralen Thema mit einem Science-Fiction- respektive futuristischem Unterton. Dabei sind die Songs von THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA eigentlich schon immer aus der melancholischen Sicht eines Mannes geschrieben, der auf irgendeine Art und Weise gegen eine Frau verliert. Dabei wollen wir das natürlich schon etwas humorvoll und erhebend darbieten, sodass sowohl männliche wie auch weibliche Hörer auf ihre Kosten kommen. Beginnend mit der zweiten Platte „Skyline Whispers“ haben wir auch angefangen, weiblichen Gesang einzubinden, der in etwa die Funktion eines Kommentators einnimmt. Das haben wir auf „Amber Galactic“ fortgeführt und ausgebaut.
„Amber Galactic“ spielt in einer Zukunft, in der die Menschheit den Weltraum erforscht und erobert. Der Twist ist, dass die Kommandanten tatsächlich Kommandantinnen sind, ebenso wie die Führungskräfte auf Erden alle weiblich sind. Die Männer sind hauptsächlich mit mondänen Aufgaben betraut. Sie verehren die Frauen und beten sie an. Sie verlieben sich auch ständig in die ranghöchsten Frauen, obgleich sie für die Männer stets außer Reichweite sind. „Jennie“ und „Gemini“ sind beide solche Geschichten, die im Falle „Gemini“ auch in Form des animierten Musikvideos dargestellt wird. Auf der einen Seite ist das Album also dieses ausgelassene Space-Party-Album, auf der anderen Seite stellt es aber auch einen sozialen Kommentar dar, der eine utopische Zukunft beschreibt.
Zu guter Letzt: Wann wird man euch in Deutschland live erleben können?
Wir werden am 3. Juni eine exklusive Show beim Rock Hard Fesitval in Gelsenkirchen spielen. Komm da hin, wir ziehen eine Show auf, die du nicht vergessen wirst! Danach hoffen wir, dass wir zum Ende des Jahres eine Headliner-Tour mit allem drum und dran machen können. Es wird so ein bisschen eine Mischung aus einem Raumschiff und dem Casino in Monte Carlo werden. Und wenn du dort angekommen bist, fällt dir auf, dass alle Kommandanten Frauen in Abendkleidern sind. Was auch immer du tust, verpass das bloß nicht!
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Stile | AOR, Classic Rock, Funk Rock, Melodic Rock |
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