Horrid - Beyond The Dark Border

Review

Seit 1989 sind die italienischen Death Metaller HORRID nun unterwegs (und vorher schon ein Jahr unter dem Namen RITES OF DEATH), zu allzu großer Bekanntheit außerhalb der Underground-Szene hat es für sie bisher jedoch nicht gereicht. Ich muss zwar gestehen, nicht alle früheren Veröffentlichungen der Band zu kennen, aber beim Hören ihres neuen Albums „Beyond The Dark Border“ stellt sich mir definitiv die Frage, warum das so ist.

Klar, HORRID machen nichts großartig Besonderes, nichts Neues, nichts Bahnbrechendes. Stattdessen spielen sie Old School Death Metal der europäischen, tendenziell der schwedischen Elchtod-Schule, sind dabei ein bisschen düsterer als die meisten ihrer Genregenossen, aber nie düster genug, um das Attribut „Blackened“ zu rechtfertigen. Es ist natürlich irgendwo wahr, dass das Oldschool-Death-Metal-Subgenre in den letzten Jahren ein bisschen überflutet worden ist – aber HORRID gehören ja nunmal von Anfang an dazu und machen ihre Sache darüber hinaus richtig gut. Mag es daran liegen, dass die Band mit ständigen Line-up-Rotationen zu kämpfen hatte, bei denen lediglich Gitarrist und Gründer Mario „Belfagor“ Plumari (auch bei TETHRA) seit eh und je die einzige Konstante ist?

HORRID bedienen sich kräftig in der Death-Metal-Geschichte …

Man weiß es nicht. Aber was man weiß: Mit dem neuen, seit 2015 konstanten Line-up (zu Belfagor gesellen sich seitdem VARAGANTH-Drummer Eligor sowie der bisher unbekannte Sänger und Bassist Dagon) scheint es im Hause HORRID zumindest seit zwei Jahren wieder voranzugehen, und das Ergebnis namens „Beyond The Dark Border“ kann sich hören lassen. Mal zeigen sich die drei Norditaliener aus Varese (nahe der Schweizer Grenze) ruppiger und schreiten mit harter GRAVE-Schlagseite voran, mal zeigen sie sich melodischer – allerdings nicht „Melodic“, sondern eher im brutalen, melodischen Sinne solcher Bands wie DISMEMBER -, und dann grooven sie kräftig im Sinne BOLT THROWERs.

Abwechslung können HORRID also durchaus, und darauf bieten sie auf „Beyond The Dark Border“ eine ganze Menge – obwohl jeder einzelne der neun Songs so Death Metal klingt, wie Death Metal eben klingen kann. Trotzdem: Variabilität schreibt das Trio rund um Belfagor groß, und so erinnern HORRID eben oft an die groovende Wucht von BOLT THROWER oder ASPHYX („The Black March“, „Cursed Dunes“, „Demonic Challenge“), dann eher an die melodische Boshaftigkeit früherer DISMEMBER („Blood Painted Walls“, „Sacrilegious Fornication“), dann wiederum schielen sie stärker in Richtung GRAVE („The Eyes Of Terror“ und besonders deutlich in „Missing End“).

… und gerade deshalb werden Genrefans ihren Spaß an „Beyond The Dark Border“ haben!

Nein, „Beyond The Dark Border“ ist nun wirklich nichts Neues. Vielleicht liegt es also doch genau daran, dass HORRID in all den Jahren ihres Bestehens nie zum größeren Namen innerhalb der Death-Metal-Szene geworden sind: Es fehlt ihnen ein wenig die eigene Identität. Punktabzüge in der B-Note sind also nötig, alles andere wäre unfair. Aber darüber hinaus dürfen sich die Experimentfans gerne über mangelnde Neuigkeiten beschweren – Genrefans, die auch einfach mal nur guten Death Metal hören wollen, ohne etwas Neues serviert zu bekommen, sollten mit „Beyond The Dark Border“ eine Menge Spaß haben. Wie gesagt: Das, was sie machen, machen HORRID richtig, richtig gut.

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25.05.2017

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