Trial - Motherless

Review

TRIAL präsentieren sich 2017 „Motherless“, wobei diverse Mütter angenommen werden dürften: Die Eiserne Jungfrau, die gnädige Frau Schicksal, die vereiste Erde gar. Stärker noch als auf der Vorgängerin „Vessel“ gestalten die Schweden ihren traditionellen Metal ausladend, verschachtelt, aufwendig arrangiert, damit innerhalb des ehrwürdigen und erprobten Rahmens progressiv. Neben akustischen Schlenkern und dosierter Attacke dominiert insgesamt das pathos-freundliche Midtempo.

„Motherless“ ist dunkel und anspruchsvoll

Die Atmosphäre auf „Motherless“ ist durchweg dunkel, TRIAL geben sich bedeutungsschwanger – trotz all der Melodien, die den Riffs all überall den Weg säumen beziehungsweise diesen überhaupt erst aufzeigen, kommt hier zu keiner Zeit Unbeschwertheit auf. Darüber wiederum braucht sich auch keiner zu beschweren, geht es doch allem Anschein nach um nichts weniger als die großen spirituell-existenziellen Fragen zwischen, neben, unter sowie über und hinter Himmel und Hölle.
„Aligerous Architect“ zum Beispiel wird akustisch passenderweise getragen von einem melodischen Post-BM-Riff, „Birth“ von beschwörendem Chorgesang ohne jedes GHOST-Augenzwinkern und alles in allem ruled hier die okkulte Nacht supreme.

Doch TRIAL provozieren das Mimimi deluxe

Bei dieser Ausrichtung geht TRIAL trotz der offensichtlichen (und praktisch unumgänglichen) Vorbilder die zwingende melodische Catchiness von MAIDEN und trotz der genannten Tendenzen auch die over the top-Attitüde von KING DIAMOND resp. MERCYFUL FATE ab. Und im Gegensatz zu deren ebenso sehr ernsten Worshippern PORTRAIT und ihren Werken fehlen „Motherless“ auch die einprägsamen Songstrukturen.
Fazit: TRIAL machen einen echt fertig. Dieses Melodie-Fragment trifft ins Schwarze, jenes Riff packt und die Bridge da hinten ist auch elegant gebaut – aber, Teufel auch, ganze Songs bleiben einfach nicht hängen. So ist „Motherless“ zwar eine ausgesprochene Profi-Arbeit, aber ohne griffige Hits eben auch zu viel Arbeit für den auf Fistraisin‘ gepolten Headbanger, gleichzeitig nicht frickelig genug für den auf Kinnlade konditionierten Proggie und letzten Endes auch nicht schwelgerisch genug für den auf Sehnsucht geeichten Epiker.
Schon klar: Mimimi deluxe, aber was hilft’s?

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31.03.2017

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