Built To Tour 2017
Saarbrücken erstrahlt im Glanz des Hammers mit Gloryhammer und Hammerfall
Konzertbericht
Der Duden listet für das Wort „Hammer“ diverse Bedeutungen, darunter: „Werkzeug zum Schlagen oder Klopfen aus einem je nach Verwendungszweck eckigen [und nach vorn spitz zulaufenden] oder abgerundeten [Metall]klotz und einem darin eingepassten Stiel“, „grober, schwerer, schwerwiegender Fehler“ oder „Penis“. Die Zuordnung als „heiliger Gral des Power- und Intergalactic Space Metal“ fehlt indes. Falls jemand Unterschriften für eine dahingehende Petition sammeln wollen sollte, hat er am 25.01.2017 seine goldene Chance dazu verpasst.
Die Saarbrücker Garage verwandelt sich nämlich an diesem Abend der winterlichen Temperaturen zum Trotz in eine Dampfsauna voller Hammer-Jünger.
Lancer
Noch ohne Referenz zum Leitmotiv der Veranstaltung, zwitschern zunächst LANCER über die Bretter. Die schwedische Power Metal-Kombo überzeugt durch Stimmgewalt und den einen oder anderen Ohrwurm, ohne einen besonders tiefen Eindruck zu hinterlassen. Das wird den Jungs zugegebenermaßen auch nicht leicht gemacht, denn im Anschluss erstürmen GLORYHAMMER die Bühne.
Gloryhammer
Das kostümierte Quintett um ALESTORM-Keyboarder Christopher Bowes und den Schweizer Thomas Winkler am Mikro macht bereits ohne Tonspur mächtig Eindruck. Der Vorreiter-Stellung in der Sparte des Intergalactic Space Metal wird durch einen monströsen Gummihammer Nachdruck verliehen und Winkler alias Bandkonzept-Held Angus McFife kündigt an: „We have come to sing about hammers!“ Wer GLORYHAMMER trotzdem ernst nimmt, hat einen an der Waffel – und in der nächsten Dreiviertelstunde vermutlich wenig Spaß.
Dieses Schicksal ereilt jedoch keinen der Anwesenden, während Einhörner, Dundee und natürlich der Hollywood Hootsman besungen werden. Zu letzterem wird das Publikum freundlich gebeten, für Basser James Cartwright im Galactic Fortress ein Getränk zu beschaffen, das wenig später in den Händen eines über der Menge schwebenden Fans zu frenetischen „Hoots!“-Rufen heran gleitet. Bevor McFife als vorläufigen Höhepunkt des Abends den in flüssigem Eis gefangenen bösen Zauberer Zargothrax (Bowes) mit seinem Hammer (Hammer lt. Duden = „großartige Sache, tolle Angelegenheit; riesiger Erfolg“) niederstreckt, hören wir eine denkwürdige Ankündigung: „Some like to set the roof on fire, some like to set hearts on fire, we like to set the universe on fire!“ Gesagt, getan, die Garage scheint zu brennen und verabschiedet sich mit lautstarkem Zuspruch von der Band, die hier wohl als Co-Headliner gelten kann.
Galerie mit 14 Bildern: Gloryhammer auf der Built To Tour 2017Hammerfall
Die Eminenz der Genre-Veteranen von HAMMERFALL bleibt jedoch unangetastet. Mit „Hector‘s Hymn“ regieren die Schweden vom ersten Takt an den Saal und was ihnen im Vergleich zu den Vorgängern an Sci-Fi-Comic-Charme fehlt, stellen sie augenzwinkernd in lila Schattierungen durch Pathos, Kitsch und Nostalgie auf die Bretter. Das Jubiläums-Album „Built To Last“ dominiert mit vier Titeln die Setlist und Sänger Joacim Cans kann sich die eine oder andere Anspielung auf das gut 20-jährige Bandbestehen nicht verkneifen. So kommentiert er beispielsweise seine Freude über den hohen Frauenanteil im Publikum und referiert: „Als wir vor rund 20 Jahren mit all dem angefangen haben, standen vor uns im Saal 998 Typen und zwei Frauen. Und die waren jeweils mit ihrem Freund da, der sie den ganzen Abend fest umklammert hat.“
Während sich neue Titel wie „Bring It!“ und „Built To Last“ großen Zuspruchs erfreuen, strahlen die Fanseelen auch bei zahlreichen Klassikern wie „Last Man Standing“, „Any Means Necessary“ und dem bereits von GLORYHAMMER angekündigten „Hearts On Fire“, das sich HAMMERFALL allerdings bis zur Zugabe aufsparen.
Galerie mit 17 Bildern: Hammerfall auf der Built To Tour 2017 SaarbrückenUnd den einen oder anderen Hammer (der Duden sagt: „besonders wuchtiger Schuss“) lassen die Schweden natürlich auch auf ihr Publikum los, nämlich mit „Let The Hammer Fall“ und „Hammer High“. An der Gitarre hält Oscar Dronjak nicht nur durch epische Power-Soli, sondern auch durch häufige T-Shirtwechsel und ganz wortwörtlich durch seine Hammer-Gitarre das Motto des Abends hoch. Dabei bleiben HAMMERFALL gewohnt charmant und bescheiden und sprechen den Saarbrückern ihren Dank dafür aus, dass sie an einem Mittwoch Abend den Weg in die Garage gefunden haben. Diesen Dank kann das Publikum spätestens nach der ausgedehnten Zugabe getrost zurück geben – das war die Müdigkeit im Büro am Donnerstagmorgen locker wert!
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