Nuclear War Now! Festival-Warm-up
Der ausführliche Konzertbericht auf metal.de
Konzertbericht
Das Warm-up zum Nuclear War Now! Fest mit BLACK WITCHERY, APOCALYPTIC RAIDS, WHIPSTRIKER und THORYBOS
Text und Fotos: Stephan Möller
BLACK WITCHERY-Foto: Jörg Schröder
Es ist das erste November-Wochenende, und während der Kollege Wischkowski und ich noch darüber nachsinnen, dass wir letztes Jahr im Dezember auf dem De Mortem Et Diabolum 2015 noch auf T-Shirt rauchen gegangen sind, frieren wir uns vor den Pforten des Postbahnhofs in Berlin den Allerwertesten ab – trotz Pullover und Jacke. Aber wir wollen mal nicht weinen, schließlich verspricht dieses Wochenende eines der härtesten im 2016er-Festivalkalender zu werden. Denn das Nuclear War Now! Festival steht in der Tür, und dort geben sich die rumpeligsten und rabiatesten Bands der Bestial-Black- und War-Metal-Landschaft ein Stelldichein.
Einen Bericht zum NWN! Fest selbst können wir leider nicht liefern, da selbst metal.de-Redakteure leider nicht jedes Wochenende für Festivals zur Verfügung haben. Aber zumindest das von Triple Six Concerts ausgerichtete Warm-up zum diesjährigen Nuclear War Now! Fest können wir mitnehmen. Auf dem Plan stehen die US-Rumpelkönige BLACK WITCHERY als Headliner, unterstützt von den brasilianischen Black Thrashern APOCALYPTIC RAIDS, deren Blackened-Speed-Landsleuten WHIPSTRIKER sowie dem deutschen War-Metal-Panzer THORYBOS. Wie gesagt: Dieses Wochenende ist eines der härtesten in der 2016er-Festivallandschaft, und das Warm-up macht da keine Ausnahme. Ring frei!
THORYBOS
Den Anfang machen die Greifswalder THORYBOS, die zuletzt vor allem mit ihrem (mittlerweile zweimal veröffentlichten) Debütalbum „Monuments Of Doom Revealed“ sowie der überragenden „Approaching Conflict“-Split mit TRUPPENSTURM von sich Reden machten. Ungewöhnlicherweise eröffnet der mecklenburgische Fünfer sein Set mit einem groovenden Midtempo-Einstieg. Das klingt zwar langsamer, als man es an diesem Wochenende erwartet, aber immerhin offenbart der Midtempo-Groove, dass der THORYBOS-Sound ein ultrafetter ist! Junge, das ballert!
Und das nicht nur aufgrund des Klangs: Die Songs sind hart und schmerzerfüllt, der Sänger mit dem klangvollen Pseudonym V. Tyrant of Necrocracy and Clandestine Blood Cult Inauguration wandert auf der Bühne herum wie ein getriebenes, wahnsinniges Tier. Der Rest der Musiker steht eher wie angewurzelt auf der Bühne, aber das passt auch irgendwie – denn durch den Kontrast zwischen dem apathischen instrumentalen Quartett und dem irrwitzigen Stageacting des Sängers entsteht ein rundes Bild auf der Bühne.
Und so zelebrieren THORYBOS einen gelungenen Auftritt, der ansonsten lediglich dadurch getrübt wird, dass der Schlagzeuger nicht seinen tightesten Tag erwischt hat … gerade die auf der im Klangbild heute stark hervorgehobenen Snare gespielten schnellen Parts klingen teils ganz ordentlich ruckelig. Aber: Das hier ist kein Progger-Treffen, sondern fucking Krieg. Also alles im Lot! Zumal die Band am Ende des 30-minütigen Sets von der Bühne geht, nur um mit BLACK WITCHERY-Sänger Impurath zurückzukommen und einen alten BLASPHEMY-Gassenhauer anzustimmen. Nice one!
WHIPSTRIKER
Bei WHIPSTRIKER geht es anschließend nicht ganz so rabiat zur Sache, aber trotzdem fühlt sich der kleinere Club im Postbahnhof ziemlich infernalisch an … was auch daran liegen mag, dass es sich auf einmal gar nicht mehr so gemütlich stehen lässt wie noch bei THORYBOS. Der Club hat sich in der Umbaupause merklich gefüllt, und WHIPSTRIKER danken es dem Publikum mit ordentlichem Sound, viel Fuck-you-Attitüde und ihrem rasanten Blackened Speed Metal à la HELLHAMMER auf Steroiden. Die Leadgitarre ist zwar nur bedingt rauszuhören, aber … wie oben schon gesagt: Krieg und so! Keine Schönheiten! Fvkking Blakk Metal!
Und während sich der Verfasser dieser Zeilen noch ob der angewachsenen Menge fragt, wie das später erst bei den beiden Headlinern werden soll, feuern WHIPSTRIKER einen Black-Speed-Thrash-Hassbatzen nach dem anderen in die wütende Menge. „Nuclear Metal Blood“ könnte glatt zur Hymne dieses Wochenendes werden, „Electric Bloodbath“ klingt aber auch ganz erfrischend. Ups, war der Tropfen, der gerade in den Bierbecher gefallen ist, Schweiß oder Kondenswasser von der Decke? Oder Nasenblut aus dem Pit? Na, egal. Schmeckt noch. Krieg!
Weniger egal: WHIPSTRIKER ziehen glatt einen Stagediver auf die Bühne. Einen Stagediver, wohlgemerkt, keinen Crowdsurfer. Ewig nicht gesehen! Schön, dass das War-Metal-Publikum sowas noch kennt … ist auch irgendwie angenehmer, wenn einem die Leute mit Vorwarnung und Reaktionszeit geradewegs in die Fresse springen statt mit ihrem Stiefel von hinten in den Nacken.
Ansonsten lässt sich konstatieren: WHIPSTRIKER spielen einen hervorragenden Gig, der den Leuten gefällt und die Meute standesgemäß für die beiden Headliner aufheizt. Allerdings fehlen, so viel Spaß der flotte Achtziger-Black-Metal auch macht, auf Dauer die Höhepunkte.
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