Truckfighters
Alle dachten, wir würden Drogen nehmen.

Interview

„V“, das fünte Album der schwedischen High-Volume-Rocker TRUCKFIGHTERS, konnte Kollege Rothe nicht gerade vom Hocker hauen – er attestiert der Platte in seiner Rezension „uninspirierte Dümpelei“, schließt aber nicht aus, dass sie „als Soundtrack für die nächste Zudröhnung“ herhalten könne. Womit wir beim Thema wären:

  • Sind die TRUCKFIGHTERS zugedröhnte Tundrakinder?
  • Machen sie Stoner Rock?
  • Und überhaupt: Was soll eigentlich der grenzdebile Bandname?

Ihre Sichtweise der Dinge liefern die beiden Hauptakteure der Band, Oskar „Ozo“ Cedermalm (Gesang, Bass) und Niklas „Dango“ Källgren (Gitarre). Trockener Humor ist dabei garantiert, das eine oder andere Augenzwinkern auch – auf beiden Augen.

Galerie mit 49 Bildern: Truckfighters - Promopics 2016

Zum neuen Album „V“ habt Ihr eine ganze Wagenladung Promobilder gemacht, auf denen Ihr Grimassen schneidet oder ulkig guckt. Welches Bild zeigt Euch als Band am besten?

Ozo: Ich weiß nicht. Wir sind nicht besonders seriös. Auf manchen Bildern stellen wir natürlich diese Hardrock-Posen nach, aber das tun wir mit einem Augenzwinkern.

Dango: Es gibt so viele Bands, die cool aussehen wollen, aber wir finden das albern.

Ozo: Und wir sind ziemlich uncool, weswegen das gut passt. (lacht)

Ich lese gerade die Autobiographie des ehemaligen EUROPE-Gitarristen Kee Marcello. Für ihn bedeutete seine Musikerkarriere das volle Programm, also ’sex, drugs & rock ’n‘ roll‘. Was bedeutet das Musikerdasein für Euch?

Ozo: Nichts von alldem. Für uns geht es um Leidenschaft und dass wir Spaß haben. Nicht um Damen und Partys. Für uns geht es darum, auf der Bühne zu stehen und unsere Musik zu spielen. Wir möchten eigentlich gerne noch mehr mit den Leuten sprechen und unsere Fans treffen. Aber wir haben keine Lust auf diese Partys und gehen stattdessen lieber schlafen. (lacht)

Dango: Manchmal gehen wir natürlich auch auf solche Partys…

Ozo: Aber wenn wir nicht gehen, fühlen wir uns am nächsten Morgen verdammt gut. Das ist auch unser Anspruch, dass wir auf der Bühne alles geben. Die Leute bezahlen dafür, dass sie uns sehen…

Dango: Und wenn man die Nacht durchgefeiert hat, geht das einfach nicht. Es sei denn, man pfeift sich irgendwelche Drogen rein, dann geht das.

Ozo: Nein, das möchte ich dann doch nicht.

Was machen TRUCKFIGHTERS Eurer Meinung nach für Musik? Stoner Rock?

Ozo & Dango: (Schweigen)

Kann man doch sagen…

Ozo: Nein, ich glaube, dass wenn man Dango sein Fuzz-Pedal wegnimmt und ihm einen normalen Verzerrer gibt, dann bleibt einfach Hardrock übrig.

Dango: Alles muss zusammen passen und alles muss fett klingen. Aber das Fuzz-Pedal habe ich schon seit Anbeginn, also gehört es wohl mit dazu.

Stoner Rock ist also kein Etikett, mit dem Ihr etwas anfangen könnt?

Beide: Näääää…

Dango: Als man uns anfangs in dieser Stoner-Rock-Schiene gesehen hat, war das sogar ziemlich lästig. Alle dachten, wir würden Drogen nehmen.

Ozo: Alle haben uns eingeladen, doch was zu nehmen. Und wir haben immer abgelehnt. (lacht) Anfangs meinten die Leute auch, dass wir total stoned gewesen sein müssen, als wir diesen oder jenen Song geschrieben haben. „Aber der ist doch so psychedelisch“ und so…

Dango: „Erzähl uns doch, welche Drogen Ihr genommen habt, damit wir das nachempfinden können…“ Das hat sich erst mit einer Dokumentation über uns geändert, wo die Leute gesehen haben, wie wir wirklich ticken. Vorher haben uns die Leute bei jedem Auftritt etwas zu rauchen mitgebracht.

Ozo: Da gab es diesen Typ, der extra mit dem Fahrrad von Belgien nach Holland gefahren ist, um für uns Hasch zu kaufen. Er meinte: „Ich bin so lange geradelt, um das beste Gras zu bekommen…“ – „Nein, danke!“ – „Waas?“

(Allgemeines Gelächter)

Ozo: Insofern können wir das Stoner-Rock-Etikett hinter uns lassen. Wir machen vielleicht am ehesten Progressive Hardrock.

Dango: Uns ist es aber eigentlich egal, wie man unsere Musik einordnet. Es ist auch schwierig, Musik zu beschreiben.

Truckfighters Crew 2016

Habt Ihr für das neue Album „V“ etwas im Sound geändert?

Dango: Die einzige Sache, an die wir dachten, war, dass diesmal alles noch kleines bisschen fetter klingen soll. Uns waren die letzten Scheiben etwas zu poliert und zu fein. Nicht dass es undeutlich wird, aber etwas fetter sollte es schon sein.

Ozo: ‚Fett‘ ist ein Wort, das wir ziemlich oft verwenden. (lacht)

Dango: P – H – A – T. Phat!

Das Album beginnt ziemlich ruhig, aber am Ende stimmt das ja doch nicht so ganz…

Ozo: Wir dachten, dass das toll ist. Ich bin diese Alben leid, die von Anfang bis Ende nur voll auf die Zwölf gehen. Wir machen uns aber beim Schreiben keine Gedanken, ob das Lied jetzt zu uns passen könnte oder nicht.

Dango: Wir haben auch Songs, die glatt als Pop durchgehen könnten. Wir verschwenden keinen Gedanken daran, dass das nicht passen könnte, solange es gut ist.

Wofür steht der Albumtitel „V“ – Fünf für das fünfte Album oder V für ‚Victory‘?

Dango: Sowohl als auch. Wir finden den Titel toll, gerade weil er mehrere Bedeutungen haben kann. Die Geste ist ja auch frech. Und ein Statement. Genauso wie es ein Statement ist, das Album mit einem ruhigen Song beginnen zu lassen. Es ist ein Statement, dass wir machen können, was wir wollen.

Warum heißt Ihr eigentlich TRUCKFIGHTERS?

Ozo: Das ist eine Frage, die wir uns auch selbst gestellt haben! (lacht) Eigentlich ist das ein mieser Name, aber man erinnert sich daran. Wir haben ihn von einer Buchserie, also von so einer wertlosen Buchserie. Anfangs hatten wir keine hochtrabenden Ziele mit der Band, das Ganze war nur ein Spaß. Aber als die Sache seriöser wurde, haben wir den Namen behalten.

Dango: Halb seriös.

Ozo: Halb seriöser. (lacht)

(An dieser Stelle monologisiert Dango über die Ernsthaftigkeit der Sache, über den Lauf der Dinge und die lustigen Namen, die sie sich selbst gegeben haben – bis ihn Ozo wieder an das Stichwort „Bandname“ erinnert)

Ozo: Wir machen uns nicht so viele Gedanken darüber. Wir sind gewöhnliche Typen.

Danke für das Interview!

08.10.2016

- Dreaming in Red -

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