Feuerschwanz
Von grimmigen Drachen und zugreifenden Einhörnern
Interview
Des Hauptmanns geiler Haufen, die fröhlichen Spielleute FEUERSCHWANZ kommen nach über zehn Jahren Bandbestehen nun endlich zur Interviewpremiere auf metal.de. Wir haben uns getraut. Sie sich auch. Möglich gemacht hat dieses Tête-à-tête FEUERSCHWANZens neues Album „Sex Is Muss“ und eine Autogrammstunde auf dem Summer Breeze. Und wir haben unsere Chance genutzt: Wir konnten Johanna von der Vögelweide, Hauptmann Feuerschwanz und Sir Lanzeflott endlich die Bedeutung des Bandnamens entlocken. Ehrlich!
Ihr als ernste Band auf solch einem Spaßfestival wie dem Summer Breeze – wie haltet Ihr das aus?
Johanna von der Vögelweide: Ja, man muss das schon seriös durchziehen. Wir nehmen das alles sehr ernst, dafür sind wir ja auch bekannt. Frauenrechte werden beispielsweise bei uns großgeschrieben.
Inwiefern?
Johanna von der Vögelweide: Ich habe heute schon viele Brüste gesehen, und ich habe auch schon auf sehr schönen Brüsten unterschrieben. Das war schön. (nach einer kurzen Pause) Sogar ich habe mich darüber gefreut.
Die anderen in der Band sehen das aber sicherlich kritischer.
Johanna von der Vögelweide: Natürlich, die haben sich umgedreht und weggeschaut.
Ihr habt ein neues Album am Start, dessen bedeutungsschwangerer Titel sofort auffällt.
Johanna von der Vögelweide: „Sex Is Muss“ – das ist ja das erste Mal, dass es bei uns explizit wird, weil da „Sex“ (hier überschlägt sich ihre Stimme) mit im Titel ist.
Aber der Titel „Sex Is Muss“ hat auch eine Vorgeschichte.
Johanna von der Vögelweide: Wir steckten letztes Jahr schon halb in der Songwritingphase für das neue Album, als wir auf einem Festival in Osnabrück spielen sollten. Das Festival wurde von der Uni organisiert, aber dann haben Studentenvertretungen unsere Texte ganz genau analysiert – Wort für Wort – und sie meinten, dass unsere Texte gegen Frauenrechte verstoßen würden und ganz allgemein ganz schlimm wären, und dann haben sie uns wieder ausgeladen. Das war ganz kurzfristig, und hinterher gab es noch einen riesigen Shitstorm… Und das hat uns in der noch laufenden Songwritingphase inspiriert, dass sich das Album um dieses Thema dreht: „Sexismus“ – „Sex Is Muss“.
Das war das erste Mal, dass jemand unsere Texte so ernst nimmt. Vor allen Dingen haben wir vier Wochen vor diesem Auftritt schon mal in Osnabrück gespielt, man hätte sich unseren Auftritt einfach mal ansehen können. Aber da haben sie sich nicht getraut.
Eine ganz miese Nummer eigentlich.
Johanna von der Vögelweide: (hier wird sie ganz ernst) Ehrlich gesagt waren wir eher darüber amüsiert, weil… (kurze Pause) wir haben das Geld, jede Menge Presse und wahnsinnig viel Inspiration bekommen. Das war im Nachgang spannender, als wenn wir die Show gespielt hätten.
Hauptmann Feuerschwanz: (betritt die Szenerie) Das kann man so sagen!
Und jetzt seid Ihr als Band politisch.
Johanna von der Vögelweide: Ja, das wussten wir bislang auch noch nicht, aber jetzt sind wir es.
Was kommt dann als nächstes?
Johanna von der Vögelweide: Ich weiß noch nicht so genau, was unser nächstes politisches Album wird… vielleicht Aktivisten des Mets. Wir müssen mal schauen.
Wir müssen über Euren Bandnamen sprechen.
Johanna von der Vögelweide: Dazu muss ich eines vorweg schicken – wenn man FEUERSCHWANZ googelt, findet man uns und den Feuerschwanzfransenlipper-Fisch. Das hat uns noch nie jemand gefragt, warum wir uns nach einem Fisch benannt haben!
Jetzt habe ich Euch auch nicht gefragt. Warum also?
Johanna von der Vögelweide: Der Name ist genauso mehrdeutig wie „Sex Is Muss“.
Nein!
Johanna von der Vögelweide: Wenn man sich unser Logo anschaut, gibt es da den Drachen mit dem brennenden Schwanz. Ich sage immer dazu: Wie man es interpretiert, sagt eigentlich weniger über uns aus als über denjenigen, der es interpretiert.
Gut, dass ich an den Fisch gedacht habe.
Hauptmann Feuerschwanz: Und an den Drachen.
Johanna, ich habe in einem Videoblog von Euch gesehen, dass Du Probleme mit einem Einhorn hattest.
Johanna von der Vögelweide: Das war sehr traumatisierend. (lange Pause)
Hauptmann Feuerschwanz: (springt ihr zur Seite) Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah. Sie war in der Nähe eines Einhorns, also unterbewusst sehr entspannt, ein Fantasiewesen, das…
Johanna von der Vögelweide: …harmlos aussah!
Hauptmann Feuerschwanz: Aber dann passierte Folgendes:
Johanna von der Vögelweide: Dann legte er seinen Arm um mich, um ein Foto zu machen, aber dann rutschte der Arm ein bisschen zu tief… und dann griff er einmal beherzt zu! (fröhlich) Seitdem bin ich schwer traumatisiert! Aber: Ich habe zwei Mädels in Einhornkostümen getroffen, die sagten, sie würden immer zu unseren Shows kommen, um mich zu therapieren.
Das ist nett!
Johanna von der Vögelweide: Und das Einhorn kam später nochmal zu einer unserer Shows und hat sich entschuldigt, aber ich glaube, er weiß gar nicht mehr so genau, wofür eigentlich. (kichert)
Habt Ihr neben Einhörnern schon mal Drachen getroffen?
Hauptmann Feuerschwanz: Der Drache findet sich ja im Symbol von FEUERSCHWANZ und ist sozusagen unser Ahnentier. Und dann gibt es verschiedene Mythen und Mären im Zusammenhang von Drachen und FEUERSCHWANZ. Bei „Krieger des Mets“ wird beispielsweise klar, dass die Drachen ihren Spaß verloren und sich in ihre Höhlen zurückgezogen haben und böse geworden sind mit den Menschen. Und unsere Aufgabe ist es, die Drachen wieder in das gemeine Volk zu integrieren.
Sir Lanzeflott: (hat sich mittlerweile in der geselligen Runde eingefunden) Die Frage ist natürlich: Wofür stehen die Drachen?
Hauptmann Feuerschwanz: Auf dem neuen Album gibt es das „Nachtlied“, wo der Drache ein Sinnbild für innere Stärke ist, um sich vor seinen Ängsten zu schützen. Der Drache kann aber auch, wie in China, das Sinnbild für Glück sein. In unserem Fall ist es meistens mit Alkohol verbunden.
Sir Lanzeflott: Nach dem chinesischen Sternenbild bin ich im Jahr des Drachen geboren, insofern fühle ich mich dem Drachen verbunden. Der Drache muss ja nicht böse sein, er kann auch gut sein. Der Drache ist halt eine Liga über allen anderen Tieren.
Ihr habt bei Eurer Autogrammstunde einen Kanister dabei gehabt. Was ist da drin?
Sir Lanzeflott: Met!
Johanna von der Vögelweide: Met!
Hauptmann Feuerschwanz: Met! Aus einer sehr anerkannten deutschen Met-Distillerie.
Sir Lanzeflott: Einer der besten Mets!
Hauptmann Feuerschwanz: METS!
Sir Lanzeflott: Wir haben ja heute gelernt, dass man das „s“ nicht anhängen darf“
Johanna von der Vögelweide: Stimmt aber gar nicht… „Krieger des Schwert“ sagt man ja auch nicht…
Sir Lanzeflott: Aber man sagt „Biers“.
Hauptmann Feuerschwanz: Es ist halt ungebräuchlich…
An dieser Stelle schleichen wir unbemerkt zum Zapfhahn – soviel ist klar: Kein Biernotstand im metal.de-Land. Des Hauptmanns fröhliche Gesellen (und er höchstselbst) diskutieren hingegen bis in die späten Abendstunden diese linguistische Feinheit, vergessen dabei Zeit und Raum, und als der Met im Kanister zur Neige geht, eilen sie geschwind von dannen.
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Stile | Comedy, Mittelalter |
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