Knorkator
Wer ist der Boss? - Interview mit Alf Ator
Interview
Endlich ist es soweit: am 16.09.2016 veröffentlicht Deutschlands meiste Band der Welt ein neues Album. “Ich bin der Boss“ heißt das gute Stück, das KNORKATOR auf die Welt loslassen und bezeichnen es als “das mit Abstand beste, was je von Menschenhand geschaffen wurde“. Grund genug, einmal bei Texter und Keyboarder ALF ATOR nachzufragen, wer der Boss der Band ist, ob sie heimlich Power Metal hören und warum es ein Duett mit einem Tatort-Kommissar auf der neuen Platte gibt.
Euer neues Album heißt „Ich bin der Boss“ – wer ist der Boss bei KNORKATOR?
Ich natürlich! Wobei man fairerweise einräumen sollte, dass ich lediglich die Songs schreibe. Ich genieße dabei das außerordentliche Privileg, dass meine Kollegen mir da vertrauen und nicht darauf pochen, sich unbedingt einzubringen. Ich bin weder der Typ, der sich einen solchen Posten erkämpfen würde, noch der Typ, der in allzu demokratischem Verbund seine Kreativität ausleben könnte. Hin und wieder kommen aber doch interessante Ideen aus dem Kollegium, die dann auch in die Songs einfließen. Und weil ich so dankbar dafür bin, dass es so ist, wie es ist, halte ich mich gern aus allen anderen Entscheidungen raus. Stumpen z.B. verwirklicht sich mehr in Artworks und Videos. Wenn also jemand unsere Videos scheiße findet, kann ich nix dafür 😀
Auf der Platte erzählt ihr viele Geschichten / Märchen / etc. Seht ihr euch als moderne Märchenonkel?
Zwar hätte ich es nicht so ausgedrückt, aber falsch ist diese Bezeichnung auch nicht. Irgendwie könnte man ja auch unzählige Bands so nennen, weil viele Songs Geschichten sind. Auf der anderen Seite ist aber auch nicht jeder Text von uns eine Geschichte. Trotzdem erkläre ich mich mit diesem Attribut einverstanden, weil es bestimmt hilft, an jüngeres Publikum ranzukommen.
“Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“ klingt doch sehr autobiographisch – Wie viel Autobiographie ist in euren Texten zu finden?
Dinge aus dem eigenen Leben in seine Kunst einfließen zu lassen, ist die einfachste Möglichkeit, ehrlich zu sein. Man muss ja nicht immer detailgetreu seinen Lebenslauf wiedergeben. Aber jeder erlebt die Welt nun mal aus der eigenen Perspektive, und eine gute Mischung aus selbst erfahrenem und Erzählungen aus dem persönlichen Umfeld bietet oft eine schier unerschöpfliche Quelle an Themen und Ideen. Allerdings glaube ich, dass die Formulierung „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett!“ jedem geläufig sein dürfte, der einmal Kind war.
Eure Texte sind meistens ziemlich witzig. Fällt es auf Dauer schwer lustige Texte zu schreiben?
Auf Dauer wird es grundsätzlich schwerer, Neues zu bringen, das ähnlich frisch rüber kommt, wie die ersten Werke. Das gilt für Lustiges, wie für ernstes. Das eigentliche Problem bei lustigen Texten ist hingegen eher, dass ein Witz oft nur einmal funktioniert. Wenn man will, dass ein Song auch nach zig-maligem Hören noch fetzt, muss mehr als nur lustig sein.
Kommt bei so viel Albernheit vor allem auf der Bühne auch manchmal der Gedanke: „Verdammt, was mache ich hier eigentlich?“
Eigentlich nicht. Ich kann hundertprozentig zu dem stehen, was wir da auf der Bühne ablassen. Vielleicht ist das bei Stumpen anders. Aber du hast ja mich gefragt.
Hältst du dich für verrückt?
Das ist keine einfache Frage. Oder zumindest lässt sie sich nicht einfach beantworten. „Verrückt“ hat ja viele Bedeutungen. Wenn man darunter jemanden versteht, der betreut werden muss, weil er gefährlich oder alleine nicht lebensfähig ist, trifft es nicht zu. Wenn man es aber wörtlich nimmt, also aus einer vermeintlich normalen Position weggerückt, dann könnte ich mich schon damit arrangieren. In der Tat denke und fühle ich auf vielen Ebenen anders, als die meisten meiner Zeitgenossen. Ich achte auf vieles, was anderen verborgen bleibt und denke über Dinge nach, wo andere keinen Anlass zum Nachdenken sehen. Im Gegenzug sind mir manche Sachen egal, über die sich andere den Kopf zerbrechen. Und ja, das lässt mich im Alltag oft seltsam erscheinen. Wenn das verrückt ist, bin ich es bestimmt. Und gern.
Bei “Setz dich hin“ habt ihr mit Tatort-Schauspieler Axel Prahl zusammengearbeitet. Wie kam das zustande?
Stumpen kennt Axel ganz gut, und so kam er irgendwann mit der Idee um die Ecke, ihn einen Song singen zu lassen. Wir haben uns entschlossen, das mal auszuprobieren, und als es am Ende funktionierte, freuten wir uns und verpflichteten ihn sogar noch für ein Video. Hat alles großen Spaß gemacht.
Warum ist der Song ein zweites Mal (diesmal mit Stumpen am Mikro) am Ende von “Du bist kein Mensch“ drauf?
Der Song entstand ja lange bevor die Idee mit Axel aufkam. Und für den Fall, dass es mit Axel nicht funktionieren würde, hat Stumpen ihn auch eingesungen. Am Ende hätten wir es schade gefunden, Stumpens Variante auszusondern. Deshalb der Hidden Track.
Der Song selbst ist textlich hoch interessant. Gesellschafts- und politikkritisch kennt man KNORKATOR eher selten. Kannst du eure Gedanken zu diesem Song erklären?
Nö
“Eldorado“ ist in meinen Augen ein grandioser Song! Ich bin mir nur nicht ganz sicher, ob ihr den Power Metal ein wenig auf die Schippe nehmt oder ob ihr diesen Stil einfach nur gut findet. Erklärungsversuche bitte!
Eine Persiflage ist die ehrlichste Form der Verneigung. Ich würde nichts bedienen, interpretieren, oder verarschen, was ich nicht auch irgendwie gut finde. Einen ganzen Abend Power Metal zu hören wäre eine Tortur. Aber viele Aspekte dieser Stilrichtung sind durchaus interessant und geil. Das gleiche gilt für Hip Hop, Death Metal und Disco.
Könnt ihr mittlerweile von der Band leben oder habt ihr noch andere Jobs nebenbei?
Da ich ein sehr bescheidenes Leben führe, reicht mir KNORKATOR. Alle anderen müssen nebenbei noch ins Bergwerk.
Ab Oktober seid ihr wieder mit KNORKATOR auf Tour. Was können dir Fans erwarten?
Fünf alte Männer, die so sportlich, frisch und sexy sind, wie Zwanzigjährige. Wir werden auf der Bühne Halfpipes aufstellen, wo wir mit Skateboards und BMX-Rädern rumhüpfen. Bungee-Jumping und Kite-Surfen stehen auch auf dem Programm. Und wenn wir im hohen Bogen in die Menge hüpfen, dürfen alle mal unsere harten Bauchmuskeln anfassen. Nach jedem Konzert findet ein Wettstreit statt, wer von uns in einer Nacht die meisten Kinder zeugt. (Ich bin seit 10 Jahren ungeschlagen).
Wir bedanken uns artig für das Interview und freuen uns schon sehr auf die versprochenen hoch erotischen Shows von KNORKATOR!
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Stile | Comedy, Deutschrock, Fun-Metal |
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