Cherries On A Blacklist - Glorious Days

Review

CHERRIES ON A BLACKLIST machen erst einmal Angst. Jahre nach dem Ableben von RATM stehen Vier-Wort-Bands im Allgemeinen für bunte Shirts ohne Ärmel, große Teenage Angst ohne Reue und überhaupt… früher hätt’s das nicht gegeben. Nun denn; kleine ignorante Pöbelei. Und CHERRIES ON A BLACKLIST haben in Wirklichkeit wenig mit der gemeinen Vier-Wort-Band gemein.

Bei den CHERRIES ON A BLACKLIST sind die Melodien allgegenwärtig

Die international zusammengesetzte Hamburger Gang kann zwar auch ordentlich auf die Kacke hauen und CHERRIES ON A BLACKLIST sind durchaus durchgehend auf der Suche nach dem großen Refrain, der Hookline, der Melodie, die bleibt. Wobei: Krampfhaft suchend klingt die Band eigentlich gerade nicht – die allgegenwärtigen Melodien auf ihrem nach „Lakafigo“ zweiten Album „Glorious Days“ erscheinen tatsächlich eher wie der naheliegende und daher elegante Weg, das jeweilig Belastende, das Wichtige angemessen auszudrücken. Es klingt schon etwas nach Phrase, aber CHERRIES ON A BLACKLIST bleiben so bei aller Hingabe meist angemessen unaufdringlich; großartig plakativ gerät „Glorious Days“ kaum. Das abwechslungsreiche Album besticht trotz aller stets durchbrechenden, aber vollkommen authentischen Wut vor allem durch eine immer mindestens unterschwellig vorhandene dunkle Melancholie. Im Booklet wird der Albumtitel ausgeschrieben: „The glorious days have come and gone“.

Und „Glorious Days“ punktet auch mit Vielseitigkeit

Auf die Spitze getrieben wird diese Melancholie im ergreifenden, klaviergetragenen „Beauty Is A Lie“. Und auch das bittere „The Road“ zum Abschluss überzeugt weit entfernt von Poesiealbum-Pathos.
Der laute Einstieg „Barrel Of A Gun“ wiederum hat was von genervten BEATSTEAKS, „Sweetness Of Youth“ könnte von BIFFY TALENT in Schwarz kommen, „Sex & Via“ klingt abseits des Refrains wie die „Roots“-SEPULTURA im Unterhemd. Letzteres trägt schon etwas dick auf, insgesamt versammelt „Glorious Days“ aber ein knappes Dutzend gelungener Stücke, versiert komponiert, vom eingängigen und großteils dunklen Refrain zusammengehalten und doch mit Vielseitigkeit punktend. Dass alle drei singen, sich gern auch innerhalb eines Songs ergänzen, trägt hierzu bei.

Tja, „Glorious Days“ ist eine coole moderne Rock-Scheibe. Und wenn die Sonne weg ist, wird sie wahrscheinlich richtig großartig.

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22.08.2016

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