Frost* - Falling Satellites

Review

FROST – gar nicht mal so kalt

FROST sind ja das Projekt von Jem Godfrey, seines Zeichens eigentlich Pop-Produzent. Er hat unter anderem schon für die ATOMIC KITTEN gearbeitet. Mit FROST lebt der Mann seine Neigung zum Prog aus. Das macht er schon seit über zehn Jahren, wobei der Vorgänger „Experiments In Mass Appeal“ auch schon acht Jahre auf dem Buckel hat. Dennoch wird Godfrey nicht müde, diese Experimente auch auf dem neuen Album fortzuführen.

Wir kennen das, wenn Prog-Musiker anfangen, Pop zu machen. Das kann durchaus funktionieren, siehe YES und ASIA. Es kann aber auch massivst in die Hose gehen, siehe wiederum YES und ASIA. Den umgekehrten Fall, dass ein Pop-Musiker Prog macht (und noch dazu guten), erlebt man meines Wissens nach ungleich seltener. Schon allein daher ist „Falling Satellites“, das mittlerweile dritte Album von FROST, auf jeden Fall einen Hör wert.

Vielschichtiger Sound mit Pop-Appeal

Allerdings kann man sich durchaus schwer tun, Godfreys Stil als Prog zu bezeichnen. Nicht, dass die Musik nicht progressiv wäre, teilweise wird es doch mal etwas abgefahrener. Aber man spürt doch, dass der Mann weiß, wie man eingängige Songs fabriziert, die trotz allem eine vertraute Struktur aufweisen und unerfahrene Hörer nicht zu sehr herausfordert. Das eigentlich Faszinierende an diesem Album ist die hohe Hitdichte in Kombination mit dem Hang zur Vielschichtigkeit.

Einen guten Eindruck davon kann man sich zu Beginn verschaffen. Sobald das Intro „First Day“ ausklingt, beginnt „Numbers“ und Godfrey lässt die Instrumente erstmal schön drauf los wuseln, teilweise sogar gegeneinander, während der Gesang schon sehr eufonisch klingt. Von hier an wechseln sich erfrischend experimenteller Pop Rock mit Neo-Prog regelmäßig ab. Auf der einen Seite gibt es schöne Hymnen, die man als radiotauglich bezeichnen könnte, wären sie nicht zum Großteil länger als fünf Minuten. Mit „Lights Out“ ist auch ein ziemlicher Schmalzer vertreten, aber der lässt sich verkraften.

Auf der anderen Seite gibt es eben den mehr oder weniger konventionellen Prog zu hören. In „Towerblock“ arbeiten FROST mit Electronica, ehe der Song dann in besagtes Prog-Fahrwasser abbiegt. Übermäßig komplex ist der nicht, auch wenn hier mal ein paar krumme Takte gespielt werden, die wiederum gar nicht mal so außergewöhnlich sind – „Signs“ etwa beginnt im 5/4-Takt. Nichts, was erfahrene Proggies aus der Ruhe bringen sollte. Dazu gibt es bei „Closer To The Sun“ noch ein wildes Gitarrensolo von Joe Satriani zu hören. Ohnehin markiert der Song den Höhepunkt des Albums, steigert es sich schließlich vom seichten Elektro-Pop hin zum Rock.

Ein unterhaltsames Album

In jedem Falle ist FROST ein schönes und unterhaltsames Album gelungen, dass seine Herkunft aus dem Pop jedoch nicht wirklich verleugnen kann. Darüber hinaus vermisse ich Momente, in denen die Jungs einfach mal richtig durchdrehen, Momente in denen es den Hörer mal richtig in den Sessel presst. Abgesehen davon gibt es wirklich nicht viel, was man an „Falling Satellites“ aussetzen könnte. Wer mal bock auf poppigen Prog respektive proggigen Pop hat, sollte hier reinhören.

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16.06.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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