Terra Tenebrosa - The Reverses

Review

Beklemmende Düsternis, textlich und musikalisch teils bis an die Schmerzgrenze umgesetzt, war schon immer die Spezialität von TERRA TENEBROSA – jener Band, die sich 2009 aus ehemaligen Mitgliedern der schwedischen Post-Hardcore-Band THE BREACH gründete. Auch das dritte Album des Blackened-Sludge-Trios könnte schon rein optisch einem ziemlich verstörenden Horrorfilm entnommen sein, und auch akustisch stellt man den sechs „richtigen“ Songs auf „The Reverses“ zunächst mit „Makoria“ eine abgründige Soundcollage voran, die direkt für die richtige Stimmung zu sorgen weiß.

Keine Verschnaufpause für den Hörer

Der eigentliche Opener „Ghost At The End Of The Rope“ leitet „The Reverses“ als temporeicher Hassbatzen in basslastigem Galopp und versehen mit dissonanten Gitarrenmelodien ein. Frontman und Bandgründer „The Cuckoo“ erinnert dabei stimmlich an Thomas Hubbard von HANG THE BASTARD und klingt stellenweise nur noch entfernt menschlich. Zu Beginn des stampfenden „The End Is Mine To Ride“ fühlt man sich beispielsweise eher an ein ziemlich bösartiges Tier aus vermutlich eben jenem Wald vom Coverfoto erinnert als an einen schwedischen Maskenmusiker. Der Track entwickelt dennoch eine gewisse Eingängigkeit – überwiegend dank klarer und schnell zu erfassender Songstruktur und eins Post-Rock-artigen Gitarrenmotives.

Das folgende „Marmorisation“ kommt noch eine Spur schleppender daher und verzichtet die ersten zwei Minuten lang gänzlich auf Gesang. Dieser setzt dann auch in eher gesprochener Form ein und die wabernden, verfremdeten Wortfetzen ergänzen das Kopfkino, das „The Reverses“ zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreich entstehen lassen hat, perfekt. Auch „Where Shadows Have Teeth“ und „Exuvia“ gönnen dem Hörer keine Pause, sondern erschaffen im Gegenteil durch Disharmonien, treibende Drums und gurgelndes Geflüster eine ständige Atmosphäre der Panik und eine Gefühl der Hetze. Selbst ein auf einem undefinierbaren Saiteninstrument gezupfter Einschub am Ende von „Where Shadows Have Teeth“ lässt durch Verstimmung, kaltes Atmen und merkwürdiges Geflüster eher frösteln statt aufatmen. Gleiches gilt für das Intro zu „Exuvia“.

TERRA TENEBROSA: „easy listening“ ist anders

Ihren dritten akustischen Albtraum „The Reverses“ beenden TERRA TENEBROSA mit dem 16-minütigen Songmonolithen „Fire Dances“. Glockenspiele, gregorianische Chöre und abstoßende Gitarrenwände beenden ein Album, das sicher alles andere als „easy listening“ ist. TERRA TENEBROSA erschaffen auf „The Reverses“ atmosphärisch Großes, auf das man sich als Hörer allerdings einlassen muss. Dem kritischen Vorwurf der teils doch sehr repetitiven musikalischen Herangehensweise könnte man entgegensetzen, dass das albtraumhafte K-Hole, in dem Anfänge und Enden ineinander übergehen, nun mal so klingt. Oder man könnte darauf hoffen, dass TERRA TENEBROSA auf dem nächsten Album zumindest ein kleines bisschen mehr den Song an sich in den Vordergrund stellen.

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13.06.2016

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