So ein bisschen hat uns Deutschen ja immer schon eine ordentliche Horrorpunkband gefehlt. Und was mussten wir uns mit WEDNESDAY 13 und den MISFITS von diesem Nachteil ablenken, bis sich nun final im dritten Jahr der Wirtschaftskrise eine Münchner Band bereit erklärt hat, das gruselige Vakuum auszufüllen. Allerdings nennen sie es bewusst nicht Horrorpunk, sondern „New Wave of American Heavy Metal“, was nichts anderes heißt, als das „OMG… We Survived a Horror Movie“ eine ordentliche Metalcore-Schlagseite hat.
Und die dominiert das Album musikalisch auch ziemlich deutlich. Abgesehen von einigen gruseligen Atmosphärefetzen und diverse Anspielungen auf Trash-Horrorstreifen (das Intro zitiert den ersten Scream!) könnte die Platte auch als etwas eingängigere Version von CALIBAN, mit der Tendenz zu ohrwurmigen Refrains durchgehen. Interessant ist außerdem, dass mit Jeanette Koban eine Frau Frontgrowler Markus Rist mit etwa 40%igem Gesangsanteil unterstützt. Ihre von Fans bescheinigte Ausstrahlung scheint sie dabei aber vermutlich eher live auszustrahlen, denn leider klingt ihre Stimme nicht nur seltsam blechern und weniger organisch, auch scheint sie sich in der Aufnahmekabine noch etwas zu sehr zurückgehalten zu haben. Bei der nächsten Platte wären etwas mehr Eier auf jeden Fall wünschenswert.
Ansonsten ist „OMG… We survived a horror movie“ von den Kompositionen leicht überdurchschnittlich. Das hohe Niveau des Openers „An American Haunting“ bleibt in der Dreiviertelstunde leider unangetastet, selbst wenn fast alle anderen Nummern aber immerhin durch einige spannende Details ihre Daseinsberechtigung verdienen können. Gegen Ende darf ab „Rape And Revenge“ aber nochmal ordentlich mitgemosht werden, und das coole Solointro bei „Team Winchester“ kann sich wirklich hören lassen. Die Ballade „Monsters Ball“ hätte man sich aber sparen können. Wenn schon ruhige Töne angeschlagen werden, dann sollten sie nicht so cheesy klingen, als hätte man gerade von einer B-Seite LORDIs geklaut.
Was bleibt ist also eine hörbare Metalcorescheibe, die zwar weder vor Kreativität, noch vor intelligentem Songwriting überschäumt, jedoch ihre Momente hat und als Debüt durchaus in Ordnung geht. Und wenn man sich etwas konsequenter positioniert, kann die Band wirklich eine Zukunft vor sich haben, denn gerade beim gelungenen Opener zeigt sich, dass eine etwas metalcorige Version von Horrorpunkern wie WEDNESDAY 13 wirklich Laune macht. Und wenn der Sechser in der Lage ist, sich einen Proberaum in München zu leisten, dann wird er sich auch sicher nicht von launigen Kritiken unterkriegen lassen.
Wie, Deutschland fehlt eine ordentliche Horrorpunkband? Mir fiele da sponten The Other ein.