Post Metal aus Russland beziehungsweise der Ukraine, eine seltene Kombination. Nicht einmal unbedingt das Herkunftsland, viel eher der Stil, denn das Genre Post Rock ist in diesen Tagen zwar mehr als geläufig, den Begriff Post Metal höre ich hingegen zum ersten Mal, vielleicht setzten FADING WAVES und STARCHITECT ja hier ganz neue Maßstäbe für ein ganz neues Genre. Erwähnte Bands teilen sich auf jeden Fall die gut 55 Minuten auf diesem Silberling und präsentieren dabei jeweils ihre Interpretation von gutem Post Metal.
Den Anfang machen FADING WAVES aus dem russischen Rostow am Don, wobei es sich hier nur bedingt um eine richtige Band, viel eher um das Projekt von Alexey Maximuk handelt, der von Gastmusikern hin und wieder beim Gesang und den Gitarren unterstützt wird. Viel Metal ist auf jeden Fall nicht zu entdecken, wenn man die sieben Stücke von FADING WAVES belauscht, denn der russische Bursche mag es sehr ruhig und schwermütig. Neuere KATATONIA wäre eine Referenz, die mir sehr schnell in den Sinn kam, als ich die schweren und melancholischen Stücke zum ersten Mal vernahm. Ebenso aber auch PLACEBO, ganz besonders bei der Gitarren-Arbeit, die sehr deutlich von den Briten inspiriert ist. Alexey verzichtet in seinen Songs zu großen Teilen völlig auf Gesang und fügt nur hier und da ein leichtes Growlen hinzu. Ansonsten ist die instrumentale Leistung auf sich allein gestellt, was aufgrund der recht langen Songs hin und wieder für ein wenig Langeweile sorgt. Dennoch ist der Teil der FADING WAVES mehr als ordentlich gelungen, denn die fast schon depressiven Stücke gehen schnell unter die Haut und dürften, ganz besonders im Herbst und in kalten Wintern, ihre Wirkung nicht verfehlen.
Die fünf folgenden Songs von STARCHITECT schlagen da schon in eine ganz andere Kerbe, zuallerst natürlich, weil die ukrainische Truppe auf Gesang zurückgreift. Dabei handelt es sich um verzweifeltes, fast weinerliches Schreien, was aber sehr gut zum musikalischen Ambiente des Duos passt. Dieses geht auch eher weniger in die Metal-Ecke, sondern tendiert durch die tiefen und sehr dreckigen Klampfen stark in Richtung Stoner, hin und wieder lassen sich auch ein paar Doom-Einsprengsel herausfiltern. STARCHITECT sind dabei keineswegs so gradlinig, ja fast schon simpel, wie FADING WAVES, wenn es um den Songaufbau geht, denn die zwei Herren gehen wesentlich verspielter an ihre Arbeit. Dennoch behalten sie stets den Überblick und lassen den roten Faden nicht aus den Augen, so dass Songs entstehen, die zwar anspruchsvoll, aber eben nicht überfordernd sind. Was auch für STARCHITECT spricht, ist der Fakt, dass mir keine wirkliche Referenz einfallen will, sie also durchaus schon einen eigenen Sound gefunden haben. Etwas ärgerlich ist hingegen, dass die Band nur zwei wirkliche Songs präsentiert, während der Rest zwar stimmungsvolle Zwischenspiele darstellt, es aber so eben kein richtiger Einblick in das Schaffen von STARCHITECT entsteht.
Insgesamt haben beide Bands auf jeden Fall gute Arbeit geleistet und können mit ihren jeweiligen Stücken überzeugen. Es fällt natürlich immer schwer bereits bei einer Split umfassend über Bands urteilen zu können, da auf einer Veröffentlichung dieser Art eben nur ein Teil des Repertoires gezeigt wird. Ich bin also gespannt, wie sich STARCHITECT und FADING WAVES entwickeln und auf einem eigenen Album präsentieren. Bis dahin ist aber ein Reinhören in diese Split sicherlich nicht der falscheste Weg für Freunde von emotionaler Rock Musik. Otschen choroscho!
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