Insidious Disease - Shadowcast

Review

Der erste Funke blitzte bereits vor fünf Jahren. Im September 2005 verkündete DIMMU BORGIR Gitarrist Silenoz die vorläufige Besetzung seines Death-Metal-Projekts INSIDIOUS DISEASE, bei der in der Presse die „Allstar“-Alarmglocken schellten. Mit von der Partie waren Jardar von OLD MAN’S CHILD, Schlagzeugsöldner Tony Laureano (u.a. ANGELCORPSE, NILE) und Bassist Shane Embury von NAPALM DEATH. Knapp drei Jahre vergingen, dann wurde diese Liste noch um einen weiteren, ehrenvollen Namen erweitert: Marc Grewe, ehemalige Frontröhre von MORGOTH und POWER OF EXPRESSION. Warum das lang erwartete „Shadowcast“ nun erst jetzt erscheint, wird uns Marc Grewe demnächst im Interview verraten.

Die Besucher des W:O:A 2009 konnten jedenfalls schon einen kleinen, vielversprechenden Einblick in das erhalten, was sie mit dem Debütalbum erwartet, denn dort traten INSIDIOUS DISEASE das erste Mal live auf. Mit „Nuclear Salvation“ und dem folgenden „Boundless“ legt man auf der Platte einen furiosen Start hin, mit allem was hart macht: Gnadenlose Shreddersalven, zermürbendes Schlagzeug mit Doublebassbefeuerung, hämmerndes Midtempo und wilde Geschwindigkeitsattacken, kurze Soloausraster und ein überzeugender Marc Grewe, der keinen Millimeter nachgelassen hat und immer noch über ein martialisches Stimmorgan verfügt. Seine typisch rauhe Phrasierung hört man sofort heraus, an der Gitarre aber würde man wohl Silenoz vermuten. Er präsentiert jedenfalls in diesen ersten zwei Stücken eine ganz andere Seite, als man sie von DIMMU BORGIR oder seinen Thrash-Ausflügen mit NOCTURNAL BREED kennt.

Unter Innovationsdruck hat sich die Band nicht gesetzt, die Stoßrichtung lautet ganz klar Old School, sozusagen im modernen Glanz. Grewe muss nicht klar singen, die Gitarren dürfen den Todesstahl walzen ohne poppig klingen zu müssen und Synthesizer sind hier nicht gefragt. Nach dem geilen Start geht es dann leider zu geradlinig weiter, die Stimmung kommt sozusagen in einer langen Plateauphase an. Die folgenden Songs sind zwar alle heavy as fuck, aber nichts, was den gestandenen Death Metaller aus den Socken hauen dürfte. Hier wird absolut solides Handwerk von erfahrenen Profikönnern präsentiert, jedoch ohne Langzeitwirkung zu hinterlassen. Es sind diese Songs, die den Hörer zunächst wie im Rausch überfallen, ihn jedoch nicht völlig plattwalzen. Erst mit „Facemask“ kommt wieder etwas mehr Abwechslung ins Spiel, „Value In Flesh“ baut heimlich eine bedrohliche Industrial-Atmosphäre auf, und das instrumentale „Abandonment“ sorgt für einen majestätischen Abgang.

Das ganze in kurz: Ein fieser, schwerlastiger Hassbrocken, der immer wieder die Meisterschaft der „Allstars“ durchblitzen lässt – aber ein echtes Championswerk ist „Shadowcast“ leider nicht geworden.

04.07.2010

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