Meris - Abandon All

Irgendwie ist mir diese Band auf Anhieb sympathisch. Die beigelegte Bandinfo ist kurz und präzise gehalten, dabei aber dennoch phantasievoll geschrieben, das beigelegte Anschreiben hat man extra ins Deutsche übersetzt und entschuldigt sich dabei prompt für die Verwendung einer Übersetzungssoftware und das sehr künstlerisch gehaltene Album-Cover ist stilsicher und geschmackvoll gestaltet. Zudem verzichtet man auf reißerische Effekthascherei und Marketing-wirksame Superlative.

Auch die Musik des Trios ist ausgesprochen facettenreich und vielschichtig. Hier trifft Prog-Rock auf stellenweise thrashiges Metal-Riffing und im Gesang von Sean Hugunin schwingt eine latente Emo-Schlagseite mit. Leider klingt der Frontmann aber oft ein wenig kraftlos und unsicher. Und auch die ganz großen Melodien sucht man vergebens. So findet sich zwar kein totaler Reinfall unter den zehn Stücken, aus dem gehobenen Durchschnitt stechen MERIS aber zu keinem Zeitpunkt heraus.

Mir persönlich gefällt die scheuklappenfreie Vielseitigkeit, mit der die drei Amerikaner zu Werke gehen. Dass sie sich selbst nicht zu ernst nehmen und einen feinen Sinn für Humor haben, zeigt besonders der selbstironische Pseudo-Rockstar-Text von „Another Stupid Song“. Und obwohl die übrigen Stücke jeweils eine etwas ernstere Message haben, spiegelt sich zwischen den Zeilen doch die frische und optimistische Grundeinstellung des Trios wider. Eine echte musikalische Offenbarung ist dieses für ein Prog-Metal relativ straight daherkommende Durchschnittsalbum natürlich nicht. Und trotzdem finde ich sowohl die Band als auch ihr Erstlingswerk nach mehreren Hördurchläufen immernoch absolut sympathisch.