HANGAR haben etwas, worum sie sicherlich viele andere brasilianische Bands beneiden: einen Labeldeal, der ihr Album „Infallible“ sogar weltweit veröffentlicht. Wie das zustande kommt, kann ich manchmal nicht nachvollziehen. Denn HANGARs neuer Longplayer macht genau da weiter, wo das 2008er-Werk „The Reason Of Your Conviction“ aufhört: bei mittelmäßigem Power Metal mit halbgaren progressiven Anleihen.
Dabei beginnt „Infallible“ gar nicht schlecht. „The Infallible Emperor (1956)“ ist geradlinig und kraftvoll und geht flott ins Ohr. Doch danach flacht der Standard schon wieder ab. Die Kompositionen werden durch zwanghafte progressive Elemente auf anspruchsvoller getrimmt, ohne dass sie es wirklich sind. In der Hinsicht ist „Colorblind“ mit ein paar exotischen Einsprenkseln noch einigermaßen interessant, doch Stücke wie „A Miracle In My Life“ oder „Handwritten“ sind völlig akzentlos und wirken zu konstruiert.
Die Ballade „Solitary Mind“ ist nicht nur unangemessen poppig, sondern auch völlig kitschig. Das direkt darauf folgende „Time To Forget“, eine weitere emotionale Nummer, drückt das Werk zwischenzeitig komplett in schnulzige Gefilde. Mancher Metal-Fan wird ein Probehören im Plattenladen möglicherweise nach diesem an vier platzierten Track schon beenden. Verwunderlich wäre es nicht, wenngleich man dann die halbwegs gelungenen „The Garden“ und „Some Light To Find My Way“ verpassen würde. Dafür würde einem die dritte Schnulze „Based On A True Story“ erspart bleiben.
Der Abschuss ist aber der sogenannte Bonustrack, eine Coverversion von QUEENs „’39“. Da stimmt einfach überhaupt nichts. Da kommt kein Feeling rüber, keine Stimmung, und anstatt dass Humberto Sobrinho seine eigenen stimmlichen Merkmale in den Song einfließen lässt, versucht er einen auf Freddie zu machen, was natürlich misslingen muss.
Das Fazit ist kurz: „Infallible“ ist ein Power-Metal-Album mit uninspirierten Progressive-Versatzstücken, durchwachsenem Songwriting und einem viel zu hohen Balladenfaktor. Eigentlich sollten es HANGAR bei ihrem inzwischen fünften Release wirklich besser können.
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