Hm. Nach vier Studioalben ein Best Of-Album? Noch dazu akustisch? Unter dem Titel „Low Voltage“? Niedrige Spannung, also hohe Langeweile? Mitnichten!
Nach einer sehr raschen und beeindruckenden Karriere, vier mit Gold veredelten Alben, zahllosen Club-, Hallen- und Festivalaufritten wagen THE BOSSHOSS einen Blick zurück.
Im Musikgeschäft ist es keine Seltenheit, dass Künstler und solche, die gern als solche gepriesen werden, ihren alten Kram noch mal ohne Stecker einspielen und Faulheit und Ideenlosigkeit mit dem Zauberwort „Unplugged“ verschleiern. Nachdem MTV zu Beginn der 1990er Jahre mit riesigem Erfolg die große Unplugged-Welle startete, dauerte es nicht lang, bis auch gestandene Rocker zur Holzgitarre griffen und wie z.B. TESLA oder THE TEA PARTY grandiose Akustikalben schufen. Später setzten ein paar gelangweilte Metalmillionäre einen drauf und mieteten ein 80-köpfiges Filmorchester, mit dessen Unterstützung sie ihre alten Thrashperlen aufzupolieren gedachten und für einiges Stirnrunzeln unter ihren Fans sorgten.
Erheblich inspirierter und mehr ausgegoren ist das, was THE BOSSHOSS in Zusammenarbeit mit den Streichern der BABELSBERG G-STRINGS und den Holzbläsern von TJUANA WONDERBRASS (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!) auf die Beine gestellt haben. Hier gibt’s kein halbgares Verwursten des eigenen Katalogs, sondern völlig neue Arrangements alter BOSSHOSS-Songs sowie diverser Songs unterschiedlichster Genres wie z.B. „No One Knows“ von den QUEENS OF THE STONE AGE, Dionne Warwicks „I Say a Little Prayer“ oder „Have Love Will Travel“ der Ur-Beat-Garage-Trash-Punks THE SONICS. „Low Voltage“ wurde mit 30 Musikern und gänzlich ohne elektrische Verstärkung eingespielt. THE BOSSHOSS mal ohne punkigen Countrytrash, dafür mit ausgewogenem, herrlich unprätentiösem Orchesterbombast- der perfekte Soundtrack zu einem fiktiven, bisher nicht veröffentlichten James Bond-Film!
Wie immer bei den Alben von THE BOSSHOSS gibt’s „Low Voltage“ auch als Luxuspackung mit DVD. Ihrem fünften Album liegt der erste Low-Voltage-Auftritt der Band im Berliner Admiralspalast bei. Vor vollem Haus und in sehr stilvollem Ambiente sind die Cowboys hier samt der beiden sie unterstützenden Ensembles (der besagten G-STRINGS und WONDERBRASS) zu sehen und zu hören.
Einmal mehr überzeugen die Glorreichen Sieben auf ganzer Linie und liefern, passend zu den ersten wirklich warmen Tagen, ein Album für den Sommer. Yee-haw!
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