Avantasia - Angel Of Babylon

Review

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Mit „Angel Of Babylon“ soll Tobias Sammets AVANTASIA nun also ein (vorläufiges) Ende finden. Neben „The Wicked Symphony“ veröffentlicht der Fronter zeitgleich den Abschluss seines Sideprojekts und somit bereits Album Nummero Fünf in der nicht zu verachtenden AVANTASIA-Diskographie. Zur Vorgeschichte der beiden Alben habe ich ja bereits in meinem Review zu „The Wicked Symphony“ genug gesagt und auch auf „Angel Of Babylon“ bekommt der Hörer erneut elf Songs zu hören. Stilistische Unterschiede gibt es zwischen den beiden Alben erwartungsgemäß wenige, obwohl vorliegendes Album noch einen Zacken abwechslungsreicher daher kommt als sein sogenannter „Vorgänger“.

Vergessen sind die teils austauschbaren, diskutablen Melodien von „The Scarecrow“, denn auch auf „Angel Of Babylon“ herrscht gelungener Melodic Rock vor. Dabei kann das Album sogar spielend leicht mit „The Wicked Symphony“ verglichen werden. Denn auch der babylonische Engel beginnt mit einem Track in Überlänge namens „Stargazers“. Auch die beteiligten Sänger (Lande, Allen, Hartmann) haben sich nicht verändert. „Stargazers“ ist ein eingängiger Song geworden, der aber alles in allem nicht mit „The Wicked Symphony“ mithalten kann. Der Titeltrack schlägt dann aber in eine andere Kerbe. Ein Uptempo-Song mit Ohrwurm-Refrain, bei dem vor allem wieder Jorn Lande zeigen kann, was er stimmlich so drauf hat.

„Angel Of Babylon“ kann wahrscheinlich als bis dato vielfältigstes AVANTASIA-Album bezeichnet werden, der ein oder andere Lückenfüller hat sich aber auch hier eingeschlichen. „Your Love Is Evil“ kann mit dem restlichen Songmaterial nicht mithalten und mit „Alone I Remember“ legt Sammet den wohl unnötigsten Song der 22(!) Neuveröffentlichungen ab. Wenn man über diese beiden Zwischenstopps hinweg sieht, gelingt Sammet aber auch mit „Angel Of Babylon“ ein sehr gutes Album, an dem Fans melodischer Kost keinesfalls herumkommen. Mit dem bereits auf der „Lost In Space“-EP veröffentlichten „Promised Land“ und dem epischen Rausschmeißer „Journey To Arcadia“ beweisen AVANTASIA nämlich, warum die beteiligten Musiker zu den besten ihrer jeweiligen Genres zählen – bombastischer Rock in Reinkultur, der mit „Rat Race“ einen weiteren netten Uptempo-Vertreter findet.

Nachdem Tim Owens und Klaus Meine auf „The Wicked Symphony“ als AVANTASIA-Neuzugänge präsentiert wurden, kann „Angel Of Babylon“ mit dem ehemaligen SAVATAGE-Schwergewicht Jon Oliva punkten, der „Death Is Just A Feeling“ in ALICE COOPERs „The Toy Master“-Manier (auf „The Scarecrow“) eingesungen hat, dabei qualitativ aber ganz klar eine Stufe über dem Saturn-Werbeträger einzustufen ist. Mit Grusel-Einstieg und Mitgröl-Refrain ausgestattet, stellt Olivas Beitrag einen der besten Songs des Albums dar, während „Symphony Of Life“ ein reiner Gothic-Song à la KRYPTERIA geworden ist, der von Cloudy Yang vorgetragen wird. Hierbei handelt es sich zwar um einen stilistischen „Ausrutscher“, der nicht so wirklich zum restlichen AVANTASIA-Konzept passen will, alles in allem kann man den Song aber durchaus als gelungen durchgehen lassen. Abschließend präsentiert Sammet mit „Blowing Out The Flame“ die einzige(!) reine Ballade der beiden Alben, die ein wenig an GUNS’N’ROSES erinnert und in Form von „Down In The Dark“ wieder einen typischen EDGUY-Titel.

Ein sehr guter stilisticher Mix also und auch der Gesamteindruck von „Angel Of Babylon“ weiß absolut zu gefallen. An „The Wicked Symphony“ reicht der Abschluss der AVANTASIA-Trilogie aber nicht ganz heran. Obwohl Songs wie „Death Is Just A Feeling“ oder „Journey To Arcadia“ erstklassiges Rock-Material sind, schmälern ein, zwei aus dem sonstigen Rahmen fallende Titel die Qualität der Platte doch ein wenig. Trotz allem dürfte es schwer sein, dieses Songwriting inklusive Starbesetzung in irgendeiner Form zu toppen und „Angel Of Babylon“ kann zusammen mit seinem musikalischen Zwilling definitiv als Highlight der heurigen Melodic Rock-Veröffentlichungen angesehen werden.

Auch wenn es vielen nicht passen wird, ist Sammet mit seinem musikalischen Latein scheinbar noch nicht am Ende. Böse Zungen behaupten ja, dass sein Latein von Haus aus nicht allzu umfangreich ist. Solche Meldungen lassen wir an dieser Stelle einfach unkommentiert im Raum stehen, denn das muss sowieso jeder für sich selbst entscheiden. Für Fans von EDGUY, MAGNUM, HELLOWEEN und Co. ist Sammets AVANTASIA aber ein absoluter Pflichttermin, den man in dieser Form nur allzu selten vorgesetzt bekommt. Abschließend muss noch bemerkt werden, dass Tobias Sammet sein Projekt zwar sehr gut umgesetzt hat, gesanglich im Gegensatz zu Jorn Lande aber ein paar Abstriche einstecken muss. Da Lande auf den beiden Alben einen Großteil der Parts übernommen hat, muss man offen und ehrlich zugeben, dass der gute Mann mit seiner kräftigen, atmosphärischen Stimme den quirligen Fronter an so mancher Stelle ganz klar aus dem Scheinwerferlicht drängt. Obwohl alle beteiligten Musiker eine hervorragende Arbeit abgelegt haben, muss die Gesangsleistung des Herrn Lande als besonders wichtig eingestuft werden, da sie die Qualität des Songmaterials noch zusätzlich pusht.

Vielleicht hätte Sammet den ein oder anderen Song weglassen und aus diesem Hammerprojekt nur ein einziges Album machen sollen. Hat er aber nicht und somit ist „Angel Of Babylon“ zwar ein sehr gutes Album geworden, dem es aber am zwingenden Faktor der „The Wicked Symphony“ ein wenig mangelt. Besser als „The Scarecrow“ verdient sich der babylonische Engel aber enge acht Punkte und stellt einen würdigen Abschluss einer bombastischen Trilogie dar. Hut ab vor dieser Leistung. Nun bleibt nur noch abzuwarten, wie es mit EDGUY und eventuell sogar AVANTASIA weitergehen wird und zu welchen Leistungen Tobi Sammet noch imstande ist. Vorläufig begnügen wir uns aber mit diesem Doppelschlag, von dem die Fans eine zeitlang zehren werden…

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01.04.2010

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1 Kommentar zu Avantasia - Angel Of Babylon

  1. stendahl sagt:

    Indiskutabel. Die andere auch.