BLEEDING THROUGH aus dem kalifornischen Orange County sind deshalb so wertvoll für die Metal(core)-Szene, weil sie sich stets erfolgreich bemüht haben, den gängigen Konventionen neue Impulse zu verleihen. Weil sie mehr zu bieten haben als Breakdowns und Hardcore-Geshoute – und nicht zuletzt, weil sie einen eigenen Charakter und Wiedererkennungswert besitzen. Die Band sah sich jetzt dazu bereit, ihrer neuesten Veröffentlichung ihren eigenen Namen zu geben, scheinbar weil sie ausdrücken möchte, dass das, was auf „Bleeding Through“ zu finden ist, der Sound ist, den man gemeinhin als den ihren definieren kann. Eine nachvollziehbare Entscheidung, denn das Album bündelt die Stärken seiner Vorgänger zu einer homogenen, kurzweiligen Angelegenheit, die BLEEDING THROUGH einmal mehr als nicht nur von Genrefans ernstzunehmende Einheit präsentiert.
„Decleration“, der Vorgänger, überraschte seinerzeit mit prägnanten Black Metal-Einflüssen, die sich als schwarze Wand unter die Death Metal-/Hardcore-lastigen Kompositionen mischten. Diese Einflüsse sind noch vorhanden, werden aber auf den ersten Blick unauffälliger, gleichwohl aber effektiver in den Sound integriert. Der Opener „Anti-Hero“ badet noch eindeutig im todesmetallischen Ozean, wieder einmal für auffällige (eher dunkle) Farbtupfer sorgen von Anfang an die clever arrangierten Keyboards, die die Atmosphäre der einzelnen Nummern mit einfallsreichen Ideen unterstützen. Während der ein oder andere Breakdown vielleicht noch als notwendiges Übel durchgeht, macht besonders die Tatsache „Bleeding Through“ zu einem empfehlenswerten Album, dass die Band keiner vorgefertigten Formel folgt und kompositorisch immer mal wieder zu überraschen weiß. Einige Songs geben ohne Ende Vollgas, clean gesungene Melodien gibt es dann, wenn sie passen. „Divide The Armies ist vielleicht der Song, der die gesamte Bandbreite der Band auf einmal abdeckt und daher ein eindeutiger Anspieltipp. Von wütendem, Hardcore beeinflusstem Gebrülle, Death-Atmosphäre, ein wenig Black Metal-Gekeife und unkitschigen melodischen Vocals reicht die Palette, und was Puristen eher abschreckt ist für offenherzige Metalheads ein gefundenes Fressen. Durch die Vielzahl interessanter Einfälle gelingt es BLEEDING THROUGH, die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten, die Schlussnummer „Distortion, Devotion“ ist ähnlich wie das genannte „Divide The Armies“ ein Highlight, das mehr aus den Limitierungen des Genres herausholt, als es anderen Bands vergönnt ist.
Hört euch mal die nach Xylophon klingenden Keyboard-Passagen bei „Slow Your Roll“ an, oder die fast schon orchesterhafte Untermalung bei „Fifteen Minutes“ – jeder Song schafft es, durch eigene Elemente aufzufallen, was im Metalcore (wenn man diese Schublade hier noch aufmachen kann) keineswegs selbstverständlich ist.
BLEEDING THROUGH beweisen mit dieser selbstbetitelten Scheibe, dass man diese Art Musik durchaus noch interessant gestalten kann, ohne den Hörer dabei durch Reizüberflutung zu überfordern. Das macht nicht nur Spaß, sondern stellt sicherlich auch in einigen Monaten noch eines der Jahreshighlights in einem immer mehr an Sterilität und Gleichschaltung krankenden Stil dar.
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