Dem Hörensagen nach sollen HIGHWAY CHILD bei Konzerten orgiastische Jamsessions abhalten, was mich ziemlich neugierig auf ihre Scheibe machte, zumal ihr Sound als eine Mischung aus 70s Classic Rock und Stoner beschrieben wurde. Nun ja, letzteres lässt sich mit Abstrichen bestätigen, doch von langen Jamabfahrten ist auf dem zweiten Album der dänischen Combo nichts zu hören. Die zehn Songs von „Sanctuary Come“ sind alle sehr kompakt und eingängig und kratzen nicht mal ansatzweise an der Fünfminutenmarke.
Der Grundsound von HIGHWAY CHILD liegt deutlich im Classic Rock der 60er und 70er, doch dieser trifft immer wieder auf schrammelige, schmutzige Gitarren und einem vorzüglichen Psychedelic-Vibe. Von daher ist ein Begriff wie Stoner Rock sicherlich nicht fehl am Platze, aber irgendwie funktioniert diese Mischung für mich nicht so richtig. Manchmal klingen sie wie WOLFMOTHER in Reinkultur, dann wieder wie eine verstörte Ausgabe der DOORS und dann wird es plötzlich modern und erinnert beträchtlich an die letzte (geniale) …TRAIL OF DEAD-Platte, vor allem dann, wenn das Piano zum Vorschein kommt. Auch die Songs an sich wirken wohlüberlegt und fantasievoll ausgearbeitet, vom Songwriting her kann man an Tracks wie dem spacigen „When The Sun Burned The Ground“, den rhythmusbetonteren und mit wunderbar harmonischen Vocals ausgestatteten „Sanctuary Come“ und „Once Is Once Too Much“ oder der totalen WOLFMOTHER-Huldigung „Take You Down“ nichts bemängeln. Auch ruhigerer Akustikrockstoff wie „Dear Girl“ oder der LED ZEPPELIN-Verneigung „Born On The Run“ sind astreine Stücke, die für sich genommen prächtig funktionieren. Das Problem sehe ich darin, dass man von allem etwas nimmt, das große Ganze aber etwas außer Acht lässt. Zum Abrocken ist „Sanctuary Come“ zu Hippie-mäßig und zu wenig Riff-lastig. Da fehlen einfach die Eier. Da eignet sich das Teil schon eher für die private Kiffsession oder den schnöden Kopfhörergenuss, aber auch dafür ist mir das Album etwas zu inkonsistent.
Vielleicht mag der eine oder andere besser mit HIGHWAY CHILD zurechtkommen, denn wie gesagt, die Songs für sich genommen sind nicht übel. Eine deutlichere Ausrichtung wäre vielleicht hilfreich gewesen. Nichtsdestotrotz ein Checkout-Tipp für alle Retro-Rocker.
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