Erstaunlich schnell waren BLACK SABBATH nach ihrem 75er Werk „Sabotage“ wieder im Studio, um den Nachfolger einzuspielen – erstaunlich, wenn man als Maßstab nimmt, wie unterschiedlich die beiden Alben ausgefallen sind. „Technical Ecstasy“ stellt in so ziemlich jeder Hinsicht einen Gegenentwurf zu „Sabotage“ dar, und das ist sicherlich mit ein Grund, warum die Scheibe bei Fans und Kritikern mehr oder minder durchfiel.
Zunächst einmal: Für die Aufnahmen heuerte der Birmingham-Vierer mit Gerald Woodruffe einen Keyboarder an, der „Technical Ecstasy“ zu einem modernen Sound verhelfen sollte. Bei „Sabotage“ war er zwar auch schon vereinzelt am Start, doch dieses Mal hatte er reichlich Gelegenheit, sich auszutoben. Die Vorgaben, sprich: die Songs, verlangten schließlich nach synthetischer Untermalung.
Da ist der Opener „Back Street Kids“, ein Uptempo-Stück mit vergleichsweise aggressiven Gitarren, dessen Bridge von einem fulminanten Synthesizer-Part eingeleitet wird: Bands von SAGA bis CHILDREN OF BODOM haben das in der Folge nicht besser hinbekommen, für ein BLACK-SABBATH-Album jedoch ist das reichlich ungewöhnlich. Mit „You Won’t Change Me“ folgt ein schwermütiges Stück, das vom Zusammenspiel der schweren Gitarren und den Orgelsounds lebt. Definitiv ein Höhepunkt der Scheibe, und wesentlich origineller als „It’s Alright“: Keine Ahnung, was BLACK SABBATH bei den Aufnahmen im Sinn hatten, aber wer bei dem Stück an die BEATLES mit einem singenden Ringo Starr denkt, liegt definitiv nicht falsch. Und das liegt nicht nur daran, dass Bill Ward den Gesang beisteuert.
Folgt mit „Gypsy“ ein Song, der nur zu deutlich aufzeigt, dass es dem Quartett mittlerweile an textlicher Inspiration mangelte: 1976 jedenfalls war der „Zigeunerfrau“-Topos schon reichlich abgenutzt, genauso wie der des Arztes: Wenn einem sonst nichts mehr einfällt, muss eben der „Rock’n’Roll Doctor“ seine Medizin beisteuern. Immerhin weiß Tony Iommi, wie er das sonst unoriginelle Rock’n’Roll-Stück effektvoll einleiten muss. Bleiben die restlichen Songs, von denen weder die tieftraurige Ballade „She’s Gone“ noch „All Moving Parts (Stand Still)“ (man beachte die damals topmodernen Keyboardsounds) so recht nach BLACK SABBATH klingen. Richtig schlecht sind diese Stücke aber dennoch nicht. Das gilt auch für das abschließende „Dirty Women“, das in einem ellenlangen Gitarrensolo ausläuft. Hier hat Gitarrengott Iommi reichlich Raum, seine Künste auszuspielen.
Keine Frage, „Technical Ecstasy“ zeigt die Band mitten in einer Findungsphase. BLACK SABBATH wollten neue Wege gehen, orientierten sich aber zu stark an anderen Bands und hatten nicht durchgehend überzeugendes Songmaterial in der Hinterhand – da konnte ein Gerald Woodruffe auch keine grundlegenden Impulse geben. „Technical Ecstasy“ offenbart zwei weitere Negativfaktoren: Die Bandmitglieder waren körperlich nicht mehr in der besten Verfassung – gerade Ozzys Gesang klingt einigermaßen kraftlos. Zudem funktionierte die Band als Gemeinschaft nicht mehr richtig: Kurz nach Veröffentlichung der Scheibe verließ Ozzy zum ersten Mal BLACK SABBATH und kehrte erst während der Aufnahmen zu „Never Say Die!“ zurück. Retten konnte das weder das Album noch die Band – dafür bedurfte es schließlich anderer Einflüsse.
Durchschnittliche Rock-Platte. Handwerklich sicher gut gemacht, aber man merkt einfach, dass die Band ihre Identität verloren hat. Vieles klingt arg beliebig, manches sogar nicht mehr nach Black Sabbath.
Außerdem ist der Gesang von Ozzy doch schon sehr ausdrucks- ja irgendwie seelenlos.
„You won’t change me“ und „Dirty Women“ können es gerade noch so richten, aber es bleibt enttäuschend.