Liquid Graveyard - On Evil Days

Review

Ein großer Name lässt aufhorchen! Bei LIQUID GRAVEYARD aus Madrid handelt es sich um die neue Band des ehemaligen CANCER-Frontmanns John Walker.
Allerdings sollte man sich davor hüten, hier Vergleiche zu ziehen oder mit zu großen Erwartungen an das Album heranzugehen: Weder gibt es auf “On Evil Days“, dem nach einer 4-Track-Demo ersten Album der 2006 gegründeten Formation, puren Death Metal wie auf dem 1990er CANCER-Debüt “To The Gory End“, noch Death/Thrash wie auf “The Sins Of Mankind“, dem dritten Werk der Engländer. Vielmehr bekommt man hier etwas geboten, das man wohl Progressive Death Metal nennt. Anders gesagt: Recht leicht bekömmlichen Death Metal, den man von der Gitarrenarbeit her etwas komplexer gestaltet.

Aber mit dem Terminus “Death Metal“ muss man hier vorsichtig sein, denn Walkers Frau Raquel ist offenbar für den kompletten Gesang zuständig und wechselt zwischen Sopranlagen, semi-gesprochenen Passagen und Grunzgesang hin- und her – wenn sie denn wechselt. Und da haben wir dann auch den großen Knackpunkt dieser Scheibe: Die klare weibliche Singstimme wird nach wenigen Liedern als störend ausgemacht, weil zum einen viel zu häufig – grob geschätzt zu drei Viertel der Zeit – eingesetzt und zum anderen in der Regel überhaupt nicht zur Musik passend. Als Beispiel sei nur “Criministers“ genannt, bei dem über einem schönen, marschierenden Riff plötzlich das Geträller einsetzt und man sich denkt, dass daraus mit anderem Gesang durchaus eine gute Nummer hätte werden können. Für Fans von THERION ab “Theli“ oder “Vovin“ mag das unter Umständen interessant sein, ich finde es in dieser extremen Penetranz einfach nur kitschig und fühle mich nicht selten an schlechte Gothic-Metal-Bands erinnert. Einzig “Them Greeds“ kann man attestieren, dass der elfengleiche Gesang hier nicht ganz so deplatziert wirkt.
Ganz im Gegensatz dazu präsentieren sich die wenigen von doch erstaunlich fiesem Gegrowle veredelten Lieder wesentlich harmonischer und schlüssiger; sie deuten an, wie das Album hätte klingen können, wenn man verstärkt auf diesen Gesang gesetzt hätte. Hier sind das Titelstück und das abschließende “Anthead Grotesque“ zu nennen, die mit ihrer brodelnden Boshaftigkeit ganz klar die beiden Höhepunkte der Scheibe darstellen.

Tja, musikalisch ist das Gebotene trotz etwas wenig Abwechslungsreichtums annehmbar, doch leider zieht die oft unpassende und sehr penetrant eingesetzte, hohe weibliche Singstimme die Bewertung des Albums nach unten und so bleiben unterm Schnitt zwei ordentliche und ein bis zwei noch akzeptable Nummern bei auf der anderen Seite zwei Dritteln ziemlich schwacher Stücke. Es ist zwar nicht abwegig, dass es Leute gibt, denen die Kombination aus Instrumentierung und Gesang zusagt, aber der durchschnittliche Metal-Hörer, der hier bei der Etikettierung „Progressive Death Metal“ Stoff im Stile neuerer DEATH, ATHEIST oder CYNIC erwartet, sollte wenn, dann sehr vorsichtig in “On Evil Days“ reinhören.

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02.10.2009

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