Vier Jahre nach „Der Ort“ und zwei nach einem kleinen Intermezzo in Form einer EP bringen KLABAUTAMANN mit „Merkur“ eine neue vollwertige Veröffentlichung heraus. Der Schwerpunkt des bei KLABAUTAMANN altbekannten Kontrastes zwischen Black-Metal-Raserei und sanften, dahingezupften und -gehauchten Passagen hat sich diesmal, im Vergleich zur EP, eindeutig wieder in Richtung des Schwarzstahl-Anteils verschoben, wobei auch dort weniger das reine Ungestüm regiert.
Im Gesamtbild ist „Merkur“ nicht mehr so ausgeglichen und homogen wie das vorangegangene Schaffen des Duos und enthält sogar Riffs, die eher in konventionelle Metal-Schemata passen, wenn auch gar nicht konventionell arrangiert. Daher ist es der ehemals rasende Anteil des Gegensatzes schnell/ruhig, der einen nun spontaneren Eindruck vermittelt. Doch auch, dass auch die ruhigen Stellen nicht mehr so viel umhergeistern wie ehemals, macht sich bemerkbar. Das nimmt der Musik sicherlich einiges an Atmosphäre, zumindest in dem Sinne, wie man sie besonders auf der letzten EP kennengelernt hat, nicht aber den Anspruch.
Fest steht aber, dass auch „Merkur“ wieder sehr stimmig geraten ist und jeden Anhänger des bisherigen Schaffens des Trupps zufriedenstellen dürfte. Selbst der Klargesang in „Der Wald ist ein Meer“, an denen man sich auf der Suche nach Kritikpunkten stoßen könnte, gehen am kitschigen Pathos krückstockbewehrter Nachwuchspessimistenphilosophie vorbei. Und um es mal ganz pragmatisch zu formulieren: Selbst wenn man sich partout nicht damit anfreunden kann, so nimmt es doch immerhin keinen störenden Einfluss auf das Wesen der Musik.
So berechnend sich das nun anhört, so wenig haben KLABAUTAMANN an Emotionalität verloren, auch wenn sich der Rückzug aus den umhergeisternden Ausflügen in Form einer gewissen Überlegtheit bemerkbar macht. Das könnte den Eindruck erwecken, dass KLABAUTAMANN sich anbiederten, leichter anzuhören weil angepasster wären. Aber mitnichten, denn besonders die unbedingte Raserei, das Emotionale selbst in den klirrenden Tremolopassagen und das Abschweifen in den ruhigen ermöglichten früher das bedingungslose Abtauchen des Hörers. „Merkur“ erfordert da aufgrund der stärker betonten Gegensätze schon etwas mehr Eingewöhnung.
KLABAUTAMANN geben sich erst gar keine Mühe, die offensichtlichen Widersprüche, die sich hier ergeben, zu rechtfertigen. Warum auch, lebt doch die Musik gerade von diesem Kontrast und noch mehr von dem, was sich dazwischen abspielt. Besonders das Titelstück fächert das Spektrum sehr weit auf, erklärt aber auch im Nachhinein nicht, wie es von einer der wohl fiesesten Wände aus Gitarren- und Synthesizerdissonanzen der letzten Jahre mitten in Blues-Rock-Gefilde geraten konnte. Was KLABAUTAMANNs Musik besonders auf dem aktuellen Album so interessant macht, ist gerade diese Unberechenbarkeit.
Wer sich einigermaßen für avantgardistischen Black Metal interessiert, wird an KLABAUTAMANN mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits vorbeigekommen sein. In jedem Fall ist „Merkur“ eine lohnene Anschaffung. Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass die Platte auch über Heavy Horses auf Vinyl erscheint.
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