Wenn es ein Mekka des Metal gibt, dann ist es Deutschland – nirgendwo sonst auf der Welt wird soviel Geld in diese Musik gesteckt wie hier. Wenn man auf der Suche nach Exoten ist, dann muss man den Blick aber meist über den lokalen Tellerrand werfen, und manchmal eben auch ein ganzes Stück weiter. Kulturelle Einflüsse, die Einzug in die Musik halten, findet man bei einigen Bands, z.B. NILE, mit denen RUDRA öfters verglichen werden. Während bei den amerikanischen Deathern sich die Ägyptologie aber größtenteils im lyrischen Konzept und auf einige musikalische Schlüsselmotive begrenzt, umfasst das, was die Band aus Singapur selbst als „vedic metal“ bezeichnet, viel mehr. Konsequenterweise verlassen sie dabei auch die Schranken des Metal.
Auf ihrem mittlerweile fünften Album, dem zweiten Teil der Brahmavidya-Trilogie, ist das nicht anders. Altindische Kultur, vedische Klänge und Gesang und vor allem traditionelle Percussion und Saiteninstrumente stehen an der Seite von heftigen Metalsongs, in denen sich Death und Black die Hand reichen. Einerseits werden die traditionelleren Parts direkt in die laufenden Stücke eingebaut (so wie es auch bei ARKAN geschieht), andererseits bietet das Album auch einige metalfreie Zwischenstücke, die allesamt sehr zur eigentümlichen Atmosphäre der Musik beitragen.
Man muss schon ein Herz für solche Klänge haben. Wenn das Intro ansetzt, könnte Otto-Normal-Metaller zunächst denken, im falschen Film zu sitzen – dieser Eindruck ändert sich dann schlagartig mit dem ersten Song, der mit heftigen Riffs und Schlagzeug zum Angriff bläst. „Transcendental I“ spielt sich größtenteils im gehobenen Midtempo ab, Doublebass-Dauerfeuer und immer wieder schnelle Attacken bestimmen die Songs, ebenso wie die zahlreichen, äußerst hörenswerten Soloeinlagen der Gitarristen. Das alles kann nur mit dem richtigen Soundfundament funktionieren, und für das haben RUDRA hörbar gesorgt. Sie zeigen eindrucksvoll, dass es keiner bekannten Namen bedarf, um eine knallharte, drückende Produktion hinzukriegen, die für brutalen Death Metal ebenso viel Platz einräumt wie für die atmosphärischen, vedischen Elemente.
Man mag zu den südostasiatischen Einflüssen stehen wie man will, aber selbst als beinharter Death-Metal-Fan kommt man hier voll auf seine Kosten – und noch viel mehr, wenn man offen für diese besondere Spielart ist, mit der RUDRA einen ganz eigenen Posten besetzen. Wer sich hierzulande evtl. über mangelnde Innovation beklagt, ist bei ihnen genau an der richtigen Adresse. In ihrem Heimatland Singapur gibt es ungefähr ein Dutzend Bands, die es auch über die Landesgrenzen hinaus geschafft haben. RUDRA, die schon seit mehr als 15 Jahren aktiv sind, gehören definitiv zur Speerspitze und verdienen die Aufmerksamkeit europäischer Ohren!
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