Shelving - Imihs
Bastian 
Zwei Songs in 50 Minuten – das ist schon mal nix für Leute, deren Konzentrationsvermögen nicht weiter reicht, als man sie werfen kann. Zwei Songs in 50 Minuten, da hat man sofort das Bild einens riesigen Klotzes Musik im Kopf. Könnte anstrengend werden, oder eine fantastische Reise ohne Zwischenstopps. Bei den fünf Schweizern von SHELVING ist Letzteres der Fall.
Das auf der einen Seite schlichte, auf den Punkt gebrachte Artwork und auf der anderen Seite dessen fesselnde, hypnotische Form sind erste Hinweise auf das, was einen musikalisch hier erwartet. Rockmusik zum Träumen, zum andere-Welten-betreten. Kein Rock’n’Roll sondern eher der postmoderne Abkömmling, nicht auf Eingängigkeit getrimmt sondern experimentell, fokussiert und gleichzeitig ausschweifend. Keine Unterbrechungen, kein Halt, im Prinzip hätte es auch ein einziges, fließendes Stück werden können, die Trennung ergibt dennoch einen Sinn. Teil Eins wirkt fixierter, konzentriert sich mehr auf einzelne instrumentale Aspekte, während Teil Zwei sehr ausladend und energetisch wird. Ruhige, gespannte Momente versus lebhafte, elektrisierte Rhythmen; wabernde, sphärische Orgelklänge und Oszillatorengeflimmer wie aus 50er-Jahre Sciencefiction-Filmen.
SHELVING sind eine der Bands die es so wunderbar verstehen, musikalische Ideen zur vollen Entfaltung zu bringen, ja, regelrecht auszuschlachten. Die unterschiedlichen Motive mögen in ihrer Form gar nicht so weit auseinander liegen, doch SHELVING haben das richtige Gespür, um die zündenden Momente herauszukristallisieren und sie in vollem Glanze strahlen zu lassen. Das ist dann kein catchy-Riff, keine griffige Hookline, kein toller Refrain, sondern eine epische, minutenlange Passage, die an keiner Stelle ermüdet oder am Nervenkostüm des Hörers zerrt. Jedenfalls nicht bei den Hörern, die auf experimentelle, atmosphärische Instrumentalmusik stehen, so wie sie auf „Imihs“ vorliegt – meine Empfehlung!
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