FAIR WARNING sind eine Band, die hier in Deutschland wahrscheinlich die allerwenigsten kennen, in Asien, vor allem in Japan, aber durchaus einer breiteren Öffentlichkeit ein Begriff sind. Dabei haben wir es hier mit einer deutschen Gruppe zu tun, die noch dazu bereits seit 1991 im Geschäft ist. So unterschiedlich können die Geschmäcker sein. In Deutschland konnte man froh über jeden einzelnen Auftritt sein, in Japan wurde man zum „Rookie Of The Year“ gewählt. Wundert es da, dass das mittlerweile sechste Album einen ganzen Monat früher in den asiatischen Plattenläden steht, als es hier zulande der Fall ist?
Dass man sich dazu auch noch außergewöhnlicher Aufnahmemethoden bedient hat, verwundert im ohnehin schon leicht komisch anmutenden Kontext kaum noch. Die Band schloss sich einige Zeit in einem alten Rittergut ein, um sich von den dortigen Schwingungen inspirieren zu lassen. Wahrscheinlich ist die Relation ungewollt, aber in diesem Zusammenhang bekommt der Name des Albums “Aura“ natürlich noch einmal eine ganz besondere Bedeutung. Schauen wir einmal, wie es sich anhört.
Auf wenige Worte reduziert: Melodisch, teils rockig und ausreichend gefüllt mit hymnenartigen Mitsingrefrains. Man merkt von der ersten Sekunde an, dass hier keine Neulinge zu Werke gegangen sind, sondern eine Band, die durchaus weiß, wie man verspielte, aber gleichzeitig auch kompakt gehaltene Songs auf die Beine stellt. Die Lieder folgen dabei meist dem gleichen Strophe-Refrain-Strophe-Refrain-Bridge-Refrain-Schema, was der schnellen Erschließung des Liedguts kaum abträglich ist. Auf dieser Basis geizt man weder an Gitarrensoli und Chören, noch an möglichst einfach gehaltenen Textzeilen. So ist das eben mit dem Hymnenhaften, irgendjemand muss es ja auch mitsingen können. Richtig gut funktioniert das beim Opener “Fighting For Your Love“ und beim direkt anschließenden “Here Comes The Heartache“. Das folgende balladesk beginnende, anschließend sich kontinuierlich steigernde “Hey Girl“ bildet dazu so etwas wie den vorzeitigen Höhepunkt.
Denn wie es bei so vielen melodischen Rock-Platten so ist, nimmt irgendwann die Melodie die Überhand und verdrängt zunehmend den Rock. Vielleicht liegt es u.a. daran, dass sich viele Nummern einfach zu ähnlich anhören, denn bereits nach dem dritten Lied könnte man ein imaginäres Konzept für das entwickeln, was anschließend noch folgen wird. Das ist soweit kein Problem, wenn man kein Fan musikalischer Komplexität ist. Aber wenn dabei dann die eingangs aufgebaute Power flöten geht, ist das nicht so erfreulich, auf Dauer hin mitunter anstrengend.
Irgendwie erinnert mich besonders die zweite Albumhälfte an eine Band, die häufiger auf Stadtfesten anzutreffen ist und dort ihre seit Jahren eingefleischte Fangemeinde zum Singen bittet. Wobei das Hauptziel ist, Strukturen und Liederflexibilität so gering wie möglich zu halten, damit der Lerneffekt möglichst schnell vonstatten geht.
Nichtsdestotrotz ist “Aura“ kein schlechtes Album geworden. Ein bisschen mehr Rock und ein paar weniger Balladen hätten es trotzdem sein können.
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