Heaven And Hell - The Devil You Know

Review

Altrocker. Optimales Alter weit jenseits der 30, ausgedünntes, graumeliertes längliches Haar, gegerbte Haut, Stimme vom Whiskey gebeizt, von Räucherwerk gelblich eingefärbt. Bestenfalls nach Leder duftend, wahlweise mit Bierfahne oder eher torfig angehaucht. Der Ledergeruch mag aufgrund von langen Mänteln die Mister Iommi trägt noch zutreffen, doch im Großen und Ganzen war es das auf den ersten Blick auch schon. Für das Haarproblem ist Mister Dio zuständig, Geezer Butler und Vinny Appice decken möglicherweise die restlichen Punkte ab. Kurz gesagt: neben AC/DC und Konsorten ist das Altrocker-Konglomerat HEAVEN AND HELL, bestehend aus den genannten Personen nach diversen Live-Shows, um die Erinnerung an vergangene Glanzzeiten, so sie denn entfallen sein sollten, wieder aufzufrischen, zurück auf dem „Highway To Hell“.

„The Dio Years“ sind Vergangenheit und auf ein Mal doch wieder präsent. „The Devil You Know“, so der Titel des aktuellen Werks der Altvorderen. Welchen Teufel kennen wir denn nun? Den, der damals BLACK SABBATH hieß? Oder BLACK SABBATH zusammen mit DIO? Auf jeden Fall heißen sie offiziell HEAVEN AND HELL und wollen der Welt zeigen, dass man auch im sehr gehobenen Alter durchaus noch in Lage sein soll Musik zu schreiben und zu zelebrieren, die damals wie heute die Massen bewegt. Bei anderen Acts hat es bekanntermaßen ebenfalls funktioniert, wieso also nicht auch hier?

DIO auf Solopfaden stand schon immer für Qualität, zumindest was den Gesang anbelangte und die Instrumentenfraktion lässt an sich auch auf höhere Weihen schließen. Die Verschmelzung der beiden Institutionen hat auf unter Anderem auf „Dehumanizer“ hervorragend funktioniert, allerdings die Latte, was Neuveröffentlichungen anbelangt recht hoch gelegt. „Atom and Evil“ lautet der erste Song. Evil ist das Riffing und der Sound der aufs Parkett gelegt wird. Dabei geht es überhaupt nicht um die Geschwindigkeit, im Gegenteil, es wird eher gebremst. Eine schwer tönende, doomlastige Heaviness verdunkelt den Himmel. Der Opener hat es wirklich in sich. Voller Theatralik umfasst Dio’s Stimme den Song und trägt ihn hinüber zu „Fear“, dessen Riff richtig ins Ohr geht. Ein paar Umdrehungen benötigt es möglicherweise schon, um richtig in das Stück hinein zu kommen, aber wehe wenn es entfesselt…

„Bible Black“ dürfe Interessenten bereits bekannt sein. Mit seinem ruhigen Start, dem Einsatz der harten Gitarren und dem superben Refrain, der durch die Stimme mehr als lebt, einer der besten Tracks des Albums. Auch hier Gitarren total, Iommi soliert sich in den Soundhimmel. Da könnte er von mir aus gerne bleiben. „Double The Pain“ macht das allerdings nicht so einfach. Ganz gut angefangen aber nicht verbessert, sondern eher einen belanglosen Refrain verpackt in ein Musikgewand, welches zwar sitzt, aber nicht besonders viel hermacht. Dazu muss ich sagen, dass man von Song eins bis zehn kein schlechtes Wort am Gesang, als auch an den Instrumentalisten lassen kann. Geezer Butler wummert wie in alten Tagen und Vinnie Appice unterlegt alles mit wuchtig-treibenden bis langsam-paukenden Drum-Sounds. Doch dieses Stück ist nicht das meine.

Unglücklicherweise kommt jetzt „Rock ‚N‘ Roll Angel“ und passt überhaupt nicht ins Konzept. Was einst mit doomigen SABBATH Passagen begonnen hat, fließt nun in ein Stück der Marke DIO-Light. Allerdings ist das Solo vom Feinsten. Ab und an hakt es an der Homogenität des Projekts HEAVEN AND HELL. Auch „The Turn Of The Screw“ lässt mich jetzt vom Stuhl springen. Die musikalische Reise nimmt bei „Eating The Cannibals“ wesentlich an Fahrt auf, der Song bleibt gut im Ohr hängen und auch die Mitgröhler kommen nicht zu kurz, besonders anspruchsvoll ist der Text nicht. Soviel sei gesagt. „Follow The Tears“ geht zurück in den Midtempo-Bereich und besticht durch seine Komplexität, das wiederum lässt Herrn Dio zu Höchstform auflaufen, die er im erneut etwas belanglosen „Neverwhere“ einsetzt um zusammen mit den Musikerkollegen den Song zu retten. Das Ende der Platte ist ein wenig wie der Anfang. „Breaking Into Heaven“ ist ein gutes Stück Heavy-Metal in doomiger Art und Weise mit einem epischen Refrain, melodiösem roten Faden und wie immer: Dio, Iommi, Butler und Appice at their best!

„The Devil You Know“ ist mit Abstrichen das was ich mir erhofft habe, durchaus hörenswert, wenn auch mit kleinen Schwächen. Inhaltlich mit etwas Optimismus anknüpfend und stellenweise intensiver als „Dehumanizer“, jedoch kein Vergleich zu älteren Werken. Fans der Stimme und der Sache an sich werden ohnehin zugreifen, doch ein paar Rotierungen sind beim einen oder anderen Track sicher nötig.

24.04.2009

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2 Kommentare zu Heaven And Hell - The Devil You Know

  1. blackthrone sagt:

    Häävvie Metölll!! Album des Jahres!!!! Sind die alten noch besser??

    10/10
  2. Anonymous sagt:

    Traurig, dass diese Scheibe hier bislang so selten kommentiert wurde. Ich hoffe, das hängt nicht damit zusammen, dass keiner die Platte mag. Jedenfalls zeigt sich hier die erste nach-Ozzy-Black Sabbath-Besetzung noch einmal trotz fortgeschrittenen Alters in sehr guter Verfassung. Klar, einen Klassiker wie "Heaven and Hell", nachdem sich die Jungs benannt hatten, egalisieren sie nicht. Doch sie sind dank Iommi und Dio, die auch nach so langer Zeit im Business prägnante Riffs (Iommi) und berührenden Gesang (Dio) darbieten, nahe dran. Mit einer 8,5, die hier zu einer 9 aufgerundet werden muss, bewerte ich – angesichts der überwiegend besseren Black Sabbath-Platten; besser als das Gros der anderen Bands sind sie natürlich allemal – das letzte Zeugnis von Dios einzigartiger Stimme. RIP Dio. Und wenn es nach mir ginge: RIP Heaven and Hell. Hoffe, Iommi lässt soviel Pietät walten.

    9/10