Mit ihrem dritten Album „Galeere“ setzen die westfälischen Schwarzmetaller GEÏST zum großen Wurf an und präsentieren ihren Labeleinstand bei Prophecy. Mit ihrem Achtungsdebüt „Patina“ und dem starken Zweitling „Kainsmal“ hat sich die Band schnell einen Ruf als lyrisch konzeptstark und musikalisch spannend und damit eine Nische erspielt, die seit dem Abgang NOCTE OBDUCTAs und dem Davonschweben DORNENREICHs in ach so ferne Höhen, praktisch verwaist war. Die Erwartungen an das Drittwerk sind hoch, am höchsten waren wohl jedoch die eigenen Ansprüche.
Denn nicht nur die Spielzeit der fünf Titel mit jeweils weit über acht Minuten ist bei „Galeere“ eine Nummer größer ausgefallen – auch das lyrische Konzept und die transportierte Bildgewalt der Texte kommen der Schwere eines literarischen Pflichtschinkens gleich.
Textlich lässt sich Mastermind Alboin offenbar gern von den Großen der Geschichte inspirieren. Nach Gott („Kainsmal“) lieferte diesmal wohl kein Geringerer als der griechische Dichter und Philosoph Homer mit der Irrfahrt des Odysseus die Vorlage. Dennoch scheint das starke Motiv des verstoßenen Kain auch zwischen den Ruderbänken der „Galeere“ nachzuhallen. Die Mannschaft, die GEÏST in der ersten Person verkörpern, bricht im Opener und Titeltrack zu ihrer endlosen Fahrt auf – wobei Alboin hier mit Sintflut und Arche wieder ein biblisches Bild bemüht – um fortan auf Albumlänge nicht mehr zur Ruhe zu kommen.
Musikalisch zeigen sich GEÏST der alten Schule verbunden, scheuen sich aber nicht, ihr ihren eigenen Stempel aufzudrücken. So finden sich neben reichlich Neunzigerjahrecharme so erfrischende Details wie das Schifferklavier in „Einen Winter auf See“ oder Filmsamples, die sehr zur dichten Atmosphäre des Albums beitragen. Am meisten hat es mir jedoch das Keyboard angetan, wenn es mit schwelgerischem Hahaaaa Atmosphäre zaubern darf. Das haben sich so hemmungslos zuletzt SECRETS OF THE MOON in „To The Ultimate Embers And Ash“ getraut. Natürlich muss man dabei Acht geben, dass das nicht ins Kitschige abdriftet. Wer allerdings so sicher mit Blasts um sich wirft, dabei so selbstverständlich groovt und so charmant „Night Of The Graveless Souls“ zitiert wie im Finale von eben „Einen Winter auf See“, läuft wenig Gefahr, sich durch irgendetwas der Lächerlichkeit preiszugeben.
Trotz (oder dank?) ihrer Länge werden die fünf Titel nicht langweilig. Die zahlreichen Ideen finden genug Platz, um sich zu entfalten. Donnerndes Stakkato, wildes Geblaste und knorrige Bassgrooves, die sich über stimmungsvolle Soundeffekte ausbreiten, sind nur drei der Gesichter, die z.B. „Helike“ dem Hörer zeigt. Ähnlich wandelbar geben sich die restlichen Songs, die mit ihren ausgeprägten Dramaturgien das äußerst passende Cover Artwork zum Leben zu erwecken scheinen.
Etwas Kritik habe ich hingegen für die Produktion übrig, die mir insgesamt etwas zu glatt geraten ist. Zwar hat Markus Stock (ehemals EMPYRIUM, heute THE VISION BLEAK) einen ordentlichen Job gemacht, die Produktion meines Erachtens nach aber zu zeitgenössisch, soll heißen: etwas zu standardisiert und seelenlos, geraten lassen. Wenn man so virtuos mit den Zitaten spielt und eine derart plastische Dichte erzeugt, hätte man ruhig etwas mehr Rost und Ranz im Sound lassen können. So wirkt mir die Platte leider ein wenig zu kühl und clean. So richtig will mir das zum monumentalen Schlachtengemälde in Öl nicht passen. Aber im Endeffekt ist die Frage des Sounds auch eine des Geschmacks.
Dennoch: mit „Galeere“ empfehlen sich GEÏST nicht nur bei ihren neuen Brötchengebern für Höheres, sondern spielen spätestens jetzt ganz vorne mit.
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Hehe… war nun schon klar, dass es hier 9 oder 10 geben würde. 10 nicht, die gibt Tom ja nur Naglfar… Seltsame Mischung, typisch deutscher Pseudophilosophenmetal mit nicht wirklich bösem Gesang. Fjoergyn? Ein wenig… Denn böse sind zuletzt nur Unanimated. Oder Ruins. Cover:Running Wild treffen Wilhelm Hauffs Gespensterschiff. Ich hätte lieber "Die abgehauene Hand" gehabt. Songs=zu lang, das machen Mörk Gryning besser. Oder haben die nie einen langen Song gemacht? Das Gerassel erinnert an Thy Primordial, die Intermezzi an den Mittelaltermarkt von Helsingbjorg. Ganz nette Parts sind dabei, wie gehabt, lieblich alte Dimmu nachgespielt. Etwas rauer Black-Rock, etwas alte Darkthrone. Immortal glücklicherweise nicht. Die Texte=Texte halt. alboin, das Foto zum Interview… ohne dir zu nahe treten zu wollen (da sei der Herr vor) Schminke siehst du einfach hübscher aus:-) Und Pre-Listening, Logbuch etc., seid ihr nun Stars bei Wolf Chant’s new top Metal? War das nicht mal eine Kurz-Rezi?!? Mit recht freundlichem Gruß aus der Asche, Stendahl666
..dem gibt es eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen! Das Fass ist am überlaufen. \"Lächerlich\" ist garkein Ausdruck mehr.
Das die ersten beiden Geist Alben aller erster Güte sind werde ich nicht verneinen. Wo die beiden Vorgänger noch eine schöne Einzigartigkeit an Atmosphäre hatten, plätschert dieses Werk für mich einfach nur dahin. Die Atmosphäre die mir das Cover und unzählige Reviews versprechen, kommt bei mir nicht an, auch wenn mir Minuten von Geplätscher und brausender See vorgespielt werden kann ich nicht abtauchen. Auch nach mehrfachen Hördurchgängen nicht. Ich hoffe das Geist beim nächsten Werk wieder in den Wald gehen bevor sie auf hoher See untergehen.