Hermh - Cold + Blood + Messiah

Review

Wer die Ansicht vertritt, die Sympho-Black-Farm habe schon seit etlichen Jahren endgültig geschlossen, der bekommt mit HERMH einen weiteren Beweis dafür, dass ein Genre nur selten wirklich vollständig tot ist. Die Frage, die allerdings auch hier im Raum stehen bleibt, ist, ob man aus dieser Richtung noch mehr erwarten kann als nur unbrauchbarer Spreu. Eingerechnet etlicher Line-Up-Wechsel bestehen die Polen von HERMH nun seit gut 16 Jahren und müssten daher zumindest den nötigen Wissenstand mitbringen, um zu wissen, welche stilistischen Nischen absolut überlaufen sind. Das scheint jedenfalls auch soweit geglückt zu sein, denn als reinrassige Kopie kann man die Jungs sicher nicht abtun.

Zweifellos, das Rad ist auch bei unseren östlichen Nachbarn noch immer rund, lediglich die stoffliche Zusammensetzung unterscheidet sich etwas von dem, was wir gewohnt sind. Ein guter Happen DIMMU BORGIR war eigentlich schon zu erwarten und ebendiese Erwartung, ohne dies jetzt zu werten, wird durchaus bestätigt. Die Unterschiede zu den Norwegern liegen sicherlich in der instrumentalen Grundstruktur, die bei HERMH noch durchweg kerniger in flottem Melodic Black Metal verwurzelt ist – Parallelen finden sich, gemäß meiner Prognosen, im dramatischen Keyboardeinsatz, mit dem auch hier sicherlich eine gewisse Epik versucht wird zu kreieren.

Ein Song, bei dem dieser Anspruch mustergültig umgesetzt wurde, trägt den Namen “Sin Is The Law“ – zwar sucht man auch hier vergeblich nach wirklich eigenständigen Elementen, allerdings ist das Stück atmosphärisch stimmig, düster, mystisch, undurchdringbar. Die an anderen Stellen viel zu oft überflüssig wirkenden choralen Klargesänge gliedern sich gut ein und sorgen für einprägsame Momente. Leider ist dies ein ziemlicher Einzelgänger, zumindest was die Höhepunkte auf “Cold + Blood + Messiah“ angeht. Der Rest pfeffert reichlich glatt durch die Boxen und offenbart dabei weitgehend berechenbares Material aus key-betontem Melo-Black, das zwar insgesamt für halbwegs ordentliche Unterhaltung sorgt, aber um vollends zu überzeugen, viel zu wenige Argumente liefert.