Blut aus Nord - Odinist

Review

“Ultima Thulée was just the beginning”. Mit diesem plakativen Sätzchen im Vorfeld zur Veröffentlichung von “Odinist” ließ Vindsval, Mastermind der französischen Mindfuck-Schwarzmetaller BLUT AUS NORD, wohl einen Teil der Hörerschaft ansatzweise aufhorchen. Das verquert, widerlich und hässlich ausgefallene “MoRT” ließ bei einem Gros der Black-Metal-Welt einfach kaum noch den Gedanken zu, dass BLUT AUS NORD wieder in “geregelten Schwarzmetallbahnen” stattfinden könnte. Umso mehr schienen derlei Hoffnungen aufzukeimen, als jene Erwähnung des Debütalbumtitels im Kontext zur hier besprochenen Platte aufkam. Gut, ich kann vorwegnehmen, dass “Odinist” mit “Ultima Thulée” ungefähr so gut vergleichbar ist wie Helmut Kohls Plautze mit Carmen Electras Silikontittchen. Betrachtet man jedoch den Fakt, dass die Band demnächst den lang erwarteten Nachfolger zu “Memoria Vetusta I” veröffentlichen wird (welches einen direkten Schritt zurück in den reinrassigen Black Metal bedeutet) machte “Odinist” als Bindeglied seinerzeit durchaus Sinn.

So lässt sich die Platte eigentlich auch recht schnell beschreiben, stellt sie doch ansatzweise einen kleinen Querschnitt über das Bandschaffen der letzten Jahre dar. Obwohl soundtechnisch nahezu identisch klingend, bleibt “Odinst” dabei jedoch wesentlich harmloser als der fiese Vorgänger. Klar, auch hier regieren größtenteils disharmonische Songstrukturen und verzerrte Klangmassen. Im Gegensatz zu “MoRT” tönt das Album allerdings wesentlich zugänglicher, klarer und vor Allem nachvollziehbarer. Nahezu straightes Drumming (für BLUT AUS NORD Verhältnisse versteht sich) paart sich mit schrägen und doch melodiös anmutenden Gitarren, wie man sie vielleicht zuletzt auf “The Work Which Transforms God” gehört hat. So schlägt die Band mehr oder weniger gekonnt den Bogen zwischen elektronischer Verrücktheit, Gitarrenlastigkeit und der typischen Atmosphäre, die so wohl nur die Franzosen zaubern können. Im Grunde eine runde Sache könnte man meinen.

Und hier liegt für meine Begriffe leider auch der Hase im Pfeffer: “Odinist” klingt zu großen Teilen harmlos und schafft es kaum die Brachialität der Vorgängeralben mitzubringen. Und eben genau diese braucht es meiner Ansicht nach, wenn man derartig konsequent neue musikalische Wege und Konzepte beschreiten will. Ich würde sogar soweit gehen und das Album als “kleine Schwester” von “MoRT” bezeichnen, die den Hörer eher an den Haaren zieht anstatt ihm eins auf die Schnauze zu geben. Gut, der Titeltrack ist wirklich verdammt stark ausgefallen, und allgemein lassen sich immer wieder richtig gute Ideen heraushören. Im Großen und Ganzen scheint es der Band jedoch besser zu Gesicht zu stehen ENTWEDER die eine ODER die andere Richtung zu beschreiten. So bleibt zu guter Letzt “nur” ein gutes Album, welches wohl dennoch die bisher schlechteste Veröffentlichung von BLUT AUS NORD markiert. Und, wer weiß, vielleicht auch das Ende einer (elektronisch-verquerten) Ära?

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02.02.2009

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