Verge - Hatemagic

Review

Man schaut durch ein schmutziges Fenster – undurchsichtig, verdreckt, verschmiert, durch die Zeichen der Zeit gezeichnet. Zunächst ist nicht erkennbar, was sich hinter „Hatemagic“ wohl verbirgen mag. Dennoch wagt man den Schritt ins Ungewisse. Nur mit äußerster Vorsicht drängt man sich dicht an das Fenster, mit dem Ärmel verwischt man die Schlieren auf dem zerkratzten Glas, um einen Blick durch das kleine Guckloch zu wagen. Man macht den wichtigen Schritt über den Rahmen und mit Blick auf die Brüstung hinaus und findet sich auf einem Weg wieder, der einem nur eine Möglichkeit und keinen Weg zurück bietet. Man wartet auf einen Sog, der einen unwiederbringlich in den erfüllenden und zu einer höheren Bewusstseinsebene führenden Abgrund schickt. Und was geschieht?

VERGE halten sich bedeckt. Zwischen mitreißenden Brücken, die das Monument halten und einen Durchgang zu der Essenz VERGEs schaffen wollen, und hysterischem Geschreie, die stimmlos den lyrischen theosophischen Inhalt darbieten, bleibt im Endeffekt nur ein heilloses Durcheinander und ein Unwissen, ob es einem nun ge- oder missfällt. Mission ‚Chaos‘ accomplished? Ja. Aber gerade das Chaos trägt doch meist den wahren Geist zu Tage?! Was ist es dann, was unwiederbringlich ein zwiegespaltenes Gefühl in den Hörer infiltriert? Dass man es hier mit einem teils erkennbaren Stück Kunst zu tun hat, welches aber in diesem Wust erstickt? Dass VERGE es nur bedingt geschafft haben, ihre Visionen in ein musikalisch nachvollziehbares Gewand zu stecken? Fehlt es dann doch an etwas Kalkül und Überlegung? Die starre Fratze bleibt meist gesichtslos, das musikalische Gerippe bekommt kaum Masse. „Hatemagic“ hinterlässt, außer meist zu lautem und unpassenden Einsatz von Keyboards und dem schwachen „The Bloody Fist Of Soul’s Death“, keine Indizien für das relative Scheitern dieses Experiments. Spuren allerdings auch nicht und so bleibt fraglich, wie man „Hatemagic“ bewerten soll.

Hört man sich „Assimilation“, „Anorexia Nervosa“ oder „Imprisoned“ (beide mit zu Ende beigefügter klarer Stimme) an, denkt man sich an einigen Stellen: „Ja, das ist es doch! Macht doch da weiter!“, aber „Hatemagic“ wird im Gesamten durch unbestimmte Faktoren gestört, obwohl meist gerade die tragende Gitarrenarbeit nicht zu verachten ist und einige hoffnungsvolle Erwartungen weckt. Liegt es dann an den typisch finnischen hohen Vocals, die nicht so ganz zu dem Stil passen wollen? Letztendlich scheint es nicht an irgendwelchen Ähnlichkeiten zu anderen Genre-Vertretern oder finnischen Kollegen und dementsprechender Nichtigkeit zu liegen, denn Vergleiche lassen sich, für meine Begriffe, keine ziehen. Unbeherrscht preschen VERGE tempotechnisch nur selten voran, der Grundtenor bleibt im melancholisch-dunklen Ambiente, und der Esprit, den VERGE zeitweise ausstrahlen, ist klar im moderneren Black Metal-Stil anzusiedeln – an sich also nichts endlos Durchgekautes, dass es wert wäre anzuhören. Wieso bleiben dann Fragen offen? Wer Antworten finden will, sollte versuchen die solide, aber mit etwas seltsamen Beigeschmack behaftete, „Hatemagic“ zu ergründen. Mir scheint es nicht zu gelingen.

22.01.2009

Shopping

Verge - Hatemagicbei amazon19,47 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37328 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare