Down I Go - Tyrant
1Hehehe, was für eine durchgeknallte Platte! Während THE GHOST OF A THOUSAND 2007 für Undergroove die REFUSED-Ecke noch relativ konventionell bedienten, gehen DOWN I GO gleich mehrere lange Schritte hinein ins weite Land der Experimente. Wann hat man eigentlich zuletzt eine HC-Scheibe mit Streichern, Elektro-Effekten oder Jazz-Klängen gehört? Das Londoner Quartett mischt mal eben all diese Elemente zusammen, spielt als Basis eine Art technischen Hardcore und vergisst bei allem Chaos das Rocken nicht.
DOWN I GO haben bis heute nur Konzeptwerke veröffentlicht – bemerkenswert, nicht nur für eine Hardcore-Band. Dinocore (EP), folgte Disastercore (Album), dann kam Robotcore (EP). Nun Tyrantcore. Geschimpft wird dreizehnmal quer durch die Tyrannen-Geschichte, gegen Stalin, Pinochet, Pot und Co., wobei hier zu Co. auch Bush und Scharon gezählt werden. Und spätestens, wenn man bei Titeln wie ’Saparmurat Niyazov’ die Suchmaschine bemüht, ist auch was für die Bildung getan.
Zur Eröffnung wird in ’Tomas De Torquemada’ zweieinhalb Minuten der erste spanische Großinquisitor besungen („…Tighten the rack, we’ll make them crack! / Add on more weight. Limbs dislocate! / Forced confession! / Inquisition!“). Schon während der ersten zehn Sekunden gibt es manipulierte Schlagzeug-Spuren, Riffs, Geschrei und melodischen Gesang. Nach 45 Sekunden der erste Streichereinsatz zu geflüsterten Zeilen. Das Ganze steigert sich, variiert anschließend den Einstieg, um dann einige Sekunden relativ entspannt den Übergang zu ’Joseph Stalin’ herbeizulärmen. Nach dem Elektro-Bombast-Metalcore-Bastard gehen die anderthalb Minuten in Richtung Bush mit ihren melodischen Passagen fast als konventionell durch. Es folgt von Breaks durchsetzter Noise-Pop-Hardcore – progressiv und partytauglich. Typisch der Abschluss von ’King Leopold II’: schmeichelnd brutale Folter einführen, um dann gnadenlos zu plätten. ’Pol Pot’ wartet gar mit ganz leisen Zwischentönen auf.
Jedem Song seine individuellen Momente. Ergebnis ist ein anstrengendes Album. Und ein entdeckenswertes. Für Ambient-Hardcore-Freunde, Post-Metal-Freaks, aufgeschlossene Jazzheads und alle, denen SYSTEM OF A DOWN immer einen Tick zu gewöhnlich waren.
Kommentare
Sag Deine Meinung!