Sorrowfield - Devourer

Review

Was soll man sich bitte unter „Pure Scandinavian Pussy Metal“ vorstellen, vor allem wenn er nicht aus Skandinavien sondern aus Deutschland stammt? Und dieses selbstironisch zu verstehende Unwort kreierte nicht etwa ein besonders lustiger Promoter, nein, die Band selbst ist dafür verantwortlich. Die Bremer SORROWFIELD sind noch vertragslos und das obwohl sie mit „Devourer“ ein formidables, professionell aufgemachtes Album vorlegen, nachdem man 2006 mit „Horus“ seinen Einstand feiern konnte.

Die History der Band liest sich wie die von unzähligen anderen Demobands: zig Besetzungswechsel durchzogen die bisherige Karriere, aber viel Herzblut, Engagement und Selbstinitiative bewahrten die Truppe vor der Selbstzerstörung. Gelohnt hat es sich allemal, auch wenn es schwerfällt die Band einzuordnen. Die Basis ist zwar ganz klar Metal, der durchaus auch im traditionellen Heavy Metal fußt, dabei aber sehr melodisch und kraftvoll klingt, also als Power/Melodic Metal durchgehen könnte, wäre da nicht der latente melancholische Einschlag, der das Attribut „Scandinavian“ durchaus rechtfertigt. Variabel gestalten sich neben der Stilvielfalt auch Tempo und Vocalrange. Dynamisch und unvorhersehbar sind die 14 Tracks geworden und der Gesang reicht von stark melodisch bis rau und kratzig. Wesentlich kompakter ist da schon das tolle Songwriting. Ihre Songs sind zumeist eingängig und knackig, aber keinesfalls lasch oder verwaschen, sondern immer mit der nötigen Portion Crunch versehen. „Love Don’t Rule Me Again“ hat einerseits was Rock’n’Rolliges, andererseits ist der Song ein gutes Beispiel für die traurige Ader des Quintetts und „Endeavor“ ist ebenfalls so eingängig wie leicht SENTENCED-lastig. Ein Trademark der Band ist die Fähigkeit, ihre Songs dramatisch auszugestalten und sie immer weiter steigern zu lassen. So beginnt die Semiballade „Endless Stream“ eher ruhig, um sich dann immer weiter zu erheben und mit klasse Gitarren zu verzaubern. „Oriental Temple Whore“ hat anfangs ein sehr relaxtes Feeling, wandelt sich dann aber auch immer mehr in Richtung Heaviness. Eher ungewöhnlich ist das kurze Akustikgitarren-Zwischenspiel „Vain Winds“, das mich an das Intro von „Fight Fire With Fire“ von METALLICA erinnert. Ebenfalls etwas aus der Reihe tanzend gestaltet sich der Closer „The Pussy Express“, ein eher krachiger und brachialer Speedsong. Das Highlight der Scheibe ist für mich aber das mit genialen Leads ausgestatte, sehr majestätische „Orion“, auch wenn der Refrain ein wenig enttäuscht.

SORROWFIELD mögen ihren finalen Stil noch nicht ganz gefunden haben, aber musikalische Klasse und Ideenreichtum sind vorhanden. Auf jeden Fall sind die Jungs besser als all die sich selbst limitierenden, festgefahrenen Acts, die kein Mensch braucht. So gesehen, eine hochinteressante Band mit spannend zu beobachtender Zukunft!

18.12.2008

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