Während der letzten zwanzig Jahre hat sich Black Metal als räudigste und extremste Spielart des Metals etabliert. Es muss nicht weiter erläutert werden, was für Entwicklungen in dieser Zeit vonstatten gegangen sind. Nicht nur eine musikalische Weiterentwicklung, auch textlich wurde es grenzüberschreitend. Wenn man mal von all den zig Plagiaten, die von den damaligen Wegbereitern inspiriert wurden, absieht, ist heutzutage kaum noch zu überblicken, was für Subgenres in dieser Subkultur Fuß gefasst haben. Mit der Split der deutschen Undergroundformationen GOATFUNERAL und DIES FYCK, die sich vor wenigen Jahren zusammengefunden haben, stellen sie sich als Verfechter des Ursprungs dar und gehen neben dem visuellen Aspekt auch dementsprechend hörbar zu Werke.
Von Moderne und dem ganzen Hype halten sie nichts und machen ihrem Unmut über selbstzerstörerische SDBM-hörende Kids und Koks-konsumierende, Corpsepaint-tragende Rockstars in den Texten deutlich Luft. Trotz Fuck Off-Attitüde ist es dem Punk nicht erlaubt, hier Platz zu nehmen. Obwohl man jetzt sicherlich Garagenlärm erwartet, wurde dieses erste Lebenszeichen unter Anderem in der Klangschmiede Studio E verfeinert. Piekfeiner und ausgefeilter Sound wäre aber auch nicht im Ermessen des Duos von GOATFUNERAL oder dem Ein-Mann-Projekt DIES FYCK gewesen, sodass es klangtechnisch dennoch viel Räudigkeit besitzt und sich die frostigen nordischen Einflüsse durch die Gitarrenarbeit (besonders bei „Inside Corpse Hill“ mit netten Melodiebögen) herauskristallisieren und nicht zum butterweichen Soft-Rock entwickeln. Mir fällt es schwer, die insgesamt einfache und rohe Spielart des Black Metals beider Bands an dieser Stelle genauer zu beschreiben, weil es ebenso auf zig andere Bands passen könnte, die sich in dem Old-School-Metier bewegen. Was allerdings auffällt, ist der Einsatz des Keyboards, der eher als Effekt- und Sample-Medium verwendet wird und so tiefe Choräle, Kirchenglocken und hypnotisch-elektronische Elemente aus dem Mid- und Up-Tempo-Gebolze herauszuhören sind. Bei GOATFUNERAL kommt daher ein deutlicher MYSTICUM-Einfluss zu Tage, sodass es einerseits rauh, andererseits auch sehr technisch klingt. Für meinen Geschmack ist die Gesangsverteilung an einigen Stellen recht ermüdend und viele Effekte wurden verwendet, um den Gesang höher zu machen und allgemein wie in etwas Wolle einzulullen. Etwas zuviel für die ansonsten so wichtige Authenzität. Ansonsten gilt für beide Parts, die jeweils 5 Stücke enthalten, dass diese Veröffentlichung wirklich als Kampfansage zu werten ist und Stichworte wie „Pussy-Melodien“ und „Harmonien“ wohl gänzlich aus dem Vokabular der beiden Bands gestrichen wurde. Abgesehen von dem Einfluss der Ziege und des martialischen und hypnotisierenden Black Metals von GOATFUNERAL, kommen bei DIES FYCK eher die Natur-Einflüsse heraus, bollern nicht wie die Kollegen auf der A-Seite rum, lassen es ruhiger angehen und erinnern nicht zuletzt bei dem Titel „Long Lost And Forgotten“ an BURZUM und Konsorten.
Insgesamt klingt es zwar wie aus einem Guss, jedoch sind beide Seiten dieses berstenden Monoliths weder abwechslungsreich noch von großartigen Aha!-Momenten geprägt und daher nur eine Empfehlung für diejenigen, die sich als absolute Verfechter von ursprünglichem, bitterbösem und norwegischen Black Metal sehen. Aber auch für diese Puristen gilt, sich dieses auf 1000 Einheiten limitierte und handnummerierte Digipak nur dann zu sichern, wenn Misanthropie wie das Atmen zu einem gehört und sie alles, was unter diesem Banner läuft, ihr Eigen nennen müssen. Für meinen persönlichen Geschmack habe ich so etwas einfach zu oft gehört, um mich da noch für einzelne Veröffentlichungen großartig zu begeistern. Dennoch kann ich nicht umhin und muss gestehen, dass der Refrain von dem letzten Beitrag DIES FYCKs „Dear Mr. Columbia (Hail Cocaine)“ ziemlich rockt und durch die Synthesizers Atmosphäre von der „Defending The Throne Of Evil“ von CARPATHIAN FOREST mitbringt. Für alle anderen, und das gilt an dieser Stelle als Kompliment für die Bands, ist diese Split eher abschreckend, da sie das geschafft haben, worüber sie in den Texten bitten: „Fuck You – Please“. Dennoch distanzieren sie sich erfolgreich davon, dass Unterground-Black Metal-Produktionen zwingend einen schlechten Sound und ein minderwertiges Layout aufweisen müssen.
http://www.myspace.com/goatfuneralofficial
http://www.myspace.com/diesfyck
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