HELLVETO sind (beziehungsweise “ist”, wie man in Anbetracht des Soloprojektdaseins wohl korrekterweise titeln sollte) in der Welt des schwarzen Heidenstahls schon lange kein unbeschriebenes Blatt mehr. Seit dreizehn Jahren feuert L.O.N. mit nahezu berechenbarer Regelmäßigkeit ein Album nach dem anderen auf die Hörerschaft ab und macht dabei auch nicht Halt gleich mehrmals pro Jahr zuzuschlagen. Wie sinnig das in Anbetracht musikalischer Weiterentwicklung und objektiver Reflexion auf das eigene Schaffen ist sei dabei der Interpretation des Hörers überlassen. Vielmehr bleibt wohl auch nicht übrig, zumal ich die Band nach ihrem Debüt aus dem Jahre 2002 komplett aus den Augen verloren habe und in keiner Weise beurteilen kann, inwieweit sich HELLVETO seitdem einem Roten Faden gewidmet hat.
Eine erste positive Überraschung, na gut, sprechen wir eher von “Erleichterung”, stellt sich schon mal bei der Coverbegutachtung ein: L.O.N. hat sich, zumindest für “Neoheresy” dazu entschlossen, mal auf komplett beschissene, in Rottöne gehaltene Coverarbeit zu verzichten und sich auf anspruchsvolleres Terrain zu begeben. Thumbs up! Wenn das mit der Musik (die eigentlich gar nicht wirklich meine Baustelle ist) so weitergeht ist ja alles in Butter. Selbige stellt sich dann im Verlauf äußert kurzweilig dar und geht schon mal ohne Umwege direkt ins Ohr. Traditioneller Pagan-Black-Metal garniert mit orchestral anmutenden (großzügig formuliert versteht sich), sphärischen Keyboards. Im Grunde nichts besonderes, wenngleich man “Neoheresy” im Gegensatz zu vielen Genrekollegen zugute halten muss, dass bei dem Material mehr Wert auf traditionelle Heaviness denn auf pathetisch-nerviges Rumgedudel gelegt wird. Auch soundtechnisch wirkt das Ganze angenehm produziert, kaum zu weichgespült und dennoch absolut differenziert und signifikant.
Dies hat zur Folge, dass man sich dem mit 35 Minuten Spielzeit doch recht kurz ausgefallenen Album
wesentlich bereitwilliger auseinandersetzen zu vermag und nicht gleich die “next”-Taste drücken will. Andererseits kristallisieren sich so bei mehrmaligen Hördurchgängen auch die Defizite der Platte heraus. Die sind zwar an einer Hand abzählbar, wiegen andererseits dafür umso schwerer, denn im Grunde klingt jeder einzelne der sechs Tracks sehr ähnlich und der Hörer findet sich schnell in einem Gefühl der “Endlosschleife” wieder. Soll heißen, dass sich “Neoheresy” streckenweise zu wiederholen scheint. Viele Harmonien finden sich gleich auf mehreren Tracks wieder und so weiß ich als Hörer an mancher Stelle nicht mehr, ob ich nun immer noch dein Einen oder bereits den Nächsten Song in den Ohren habe.
Klar, die Tracks sind in keiner Weise “schlecht” oder uninspiriert komponiert. L.O.N. hat durchaus ein Gespür für nette Arrangements, gutes Songwriting und weiß auch den Keyboardeinsatz trotz der maßgeblichen Rolle im musikalischen Geschehen angenehm zu halten. Auch stimmlich ist der gute Mann absolut fit und grölt in kriegerischster Barbarei seine Verse in die Welt. Nichtsdestotrotz bleibt dem Album der bittere Beigeschmack der Wiederholung und schneller Ausgelutschtheit. Genrefans könnten jedoch durchaus Gefallen an dem Album finden, und ein Antesten sei an dieser Stelle auch trotz genannter Defizite empfohlen. Sieben Punkte. Aber grad´ noch so!
Langsam wird es wirklich Zeit, dass der Junge ein oder zwei Gänge zurückschaltet, damit auch wieder was wirklich Einschlagendes wie ITGOH kommt. Dieses Album ist zwar zweifelsfrei wieder ein Schritt zurück in Richtung große, epische und vor allem hängen bleibenden Schlachthymnen, das Material zerfasert aber zusehends. Nichts geht jedoch über IAOKP, das ist wirklich genial.