Hesus Attor - Sonic Gastronomy Volume 1

Review

Avant-garde – das ist wohl noch das kleinste diplomatische Zugeständnis, was ich machen kann, denn was HESUS ATTOR auf ihrer vierten Platte verbrechen, verwehrt sich eigentlich jeglichen stilistischen Einschränkungsversuchen.

Rock, Hardcore, ‚Mathcore‘, Metal, Noise, slowenische Folklore, Fast Food und dadaistische Küchendämpfe. Sie wetzen das Metzgerbeil wie MR BUNGLE, THE DILLINGER ESCAPE PLAN, BOREDOMS und RUINS, und wollen doch eigentlich nur ein bißchen experimentieren.

Ähnlich kritisch wie der Herr auf dem Cover rümpfte ich die Nase, verzog ich die Augenbraue, doch mit der Zeit verflogen die Zweifel, nicht jedoch das große Fragezeichen über meinem Kopf. Was zum Geier macht man solchen Durchgeknallten? Doc Brown sollte mal libyischen Terroristen eine Bombe basteln, stattdessen drehte er ihnen Schrott aus alten Flippern an. Ungefähr so muss sich das anhören. Mit genereller Aufgeschlossenheit und Toleranz bekommt man hier keinen Fuß in die Tür.

Es muss schon das zwingende Verlangen nach Songs vorhanden sein, die sich gegen alle Gewohnheiten von Mustern und Struktur aufbäumen, und selbige restlos wegsprengen. Eine gigantische Massenkarambolage am Stauende der Stilautobahn. Und jedes Mal wenn man denkt, das Schlimmste sei überstanden, kracht noch jemand hinten drauf.
Schlecht ist das gewiß nicht. HESUS ATTOR sind firm in allem, was sie durch den Fleischwolf ziehen und mit ihrer persönlichen Note von Ironie und Spielwitz veredeln. Aber ein konsistentes Album darf man hier auf keinen Fall erwarten. Es ist wohl eher ein Experiment in beidseitigem Einverständnis. HESUS ATTOR drehen durch… und der Hörer dreht am Rad.

Und dann legt er diese Platte auf.

22.09.2008

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