Zu Beginn, eine kurze „Brainstorming“-Einheit: Welche Begriffe kommen euch in den Kopf, wenn ihr an Australien denkt? Kängurus, lecker Straußenspiegelei, staubiger Outback und Aborigines, Melbourne und Surfen, aber Metal? Ob das Wetter dort wohl einfach zu gut und zu schön ist, um wirklich aggressiven Metal zu servieren?
Die junge Truppe DYSCORD schickt sich an, diese Theorie mit dem Debüt-Album „Dakota“ zu entkräften. Der Fünfer ist das frischste Produkt des australischen Undergrounds und schlägt auf dem zehn Tracks umfassenden Silberling mit einer Mischung aus Metalcore, melodischem Death der Göteborger-Schule, aber auch ab und an einsetzenden Elementen aus den härteren Death Metal Gefilden, verdammt ordentlich um sich.
Als „Spielhandlung“ hat man sich, dem Albumtitel entsprechend, ausgerechnet ein Westernszenario ausgesucht. Das mag sich etwas ungewöhnlich anhören, fällt aber praktisch nicht weiter ins Gewicht. Denn obwohl die Vocals von Sänger James Herbert, dessen Stimme zwischen Metalcore-Gebrülle und Death Metal Gegrunze hin und her wechselt, recht verständlich sind, spielen die Lyrics als Zutat zum Gesamtgericht eine eher untergeordnete Rolle. Dass der Metalcore zwar immer noch präsent, auf dem Album aber keine überdominante Rolle spielt, merkt man glücklicherweise auch am Anteil seiner sauberen Gesangsversuche, die auf zwei Songs begrenzt bleibt. Wie so viele Sänger des Genres kann Herbert hier absolut null überzeugen und kommt nicht mal annähernd in die Reichweite von Gesangsmutlitalenten wie Mikael Akerfeldt oder Devin Townsend.
Besser macht es da die Instrumentalfraktion. Die Riffs sind vielseitig, mal bleibt man am Metalcore orientiert recht simpel, nur um in der nächsten Sekunde vertrackt und schreddernd durch die Boxen zu krachen. „Krachend“ ist dabei auch die richtige Beschreibung für die Soundqualität, die wuchtigen Gitarren und der stellen weise sehr tief wahrnehmbare Bass sind bei weitem keine Beleidigung für die Ohren, eine ordentliche Leistung des Produzenten Adam Spark. Einzig die von Schlagzeuger Ben Hesketh beprügelte Fellsammlung verschwindet mir stellen weise etwas zu sehr im Hintergrund, wenn man aber nicht gerade zu den peniblen Erbsenzählern gehört, dürfte dieser Umstand der sehr Gitarren orientierten Musik der Australier nicht schaden. Auch mit dem Songaufbau kommen die „Aussies“ gut zurecht. Immer wieder gelingt es den Jungs mit abwechselndem Tempo- und groovigen Parts Spannung in die Mucke zu bekommen.
Gibt es denn dann überhaupt Schwächen? Klar, für ein richtiges Hitalbum fehlt „Daktoa“ dann doch ein gewisser packender und mitreißender Moment, nicht alle Songs zünden sofort und auch dem Rest des Metalcore-Genres, genauer gesagt dem Sumpf der vielen gleich klingenden Bands, ist man noch nicht vollständig mit beiden Beinen entkommen. Aber DYSCORD sind definitiv auf einem guten Weg dahin, wenn die abwechslungsreichen Elemente in Zukunft noch mehr an Gewicht bekommen und den australischen Metalcore um die Vielseitigkeit und Spritzigkeit von Songs wie „The Picador“, der sowohl mit schnellem, packendem Riffing und unterschiedlichem Gesang als auch mit schönen Breaks und einem tollen Solo überzeugen kann, bereichert wird.
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