Soulline - Oblivium

Review

Musik soll mich nach einem arbeitsreichen, stressigen Tag entspannen oder zumindest eine kleine Weile vom stinknormalen und öden Alltag ablenken. Genau das ist es, was ich mir davon verspreche, wenn ich Abends nach Hause komme, mir vielleicht wieder ein paar Kollegen auf den Sack gegangen sind oder die Berliner-Verkehrs-Betriebe sich mal wieder weigerten, pünktlich zu sein. All sowas kann Musik wieder beheben und es wäre SOULLINE sogar gelungen, mir wenigstens das Mindestmaß meiner Anforderungen zu erfüllen, würde es da nicht ein paar – ich nenne es mal Experimente – geben, die schlicht für grell leuchtende Fragezeichen vor meinem inneren Auge sorgen.

Aber mal zurück zum Anfang. SOULLINE stammen aus der Schweiz und legen mit „Oblivium“ bereits ihr zweites Machwerk vor. Man merkt auch, dass die Jungs nicht ihr erstes Demo aufnehmen, an den technischen Fähigkeiten kann ich beim besten Willen nicht meckern und der melodische Heavy Metal mit überhörbarem Einfluss aus dem Gothic-Bereich kann sich durchaus hören lassen. Also ein ganz solides Album? Ja, ich hüte mich da zu widersprechen, denn es ist wirklich entspannend, den vielen Melodien, Riffs, Tempowechseln und dem recht emotionalen Gesang zu lauschen. Problematisch sind eben nur diese Experimente, was zur Hölle hat inmitten dieser schönen, angenehmen und leicht verträumten Klänge ein Metalcore-Breakdown verloren? Kann mir das wer erklären? Ich find darauf keine Antwort, genauso wenig darauf, dass an ein paar Stellen plötzlich ein Black Metal-Ufta-Ufta-Drumming auftaucht.

Es sind zum Glück nur Kleinigkeiten. Wenn ich nur daran denke, dass davon mehr enthalten sein könnten, wird mir ganz komisch in der Magengegend. Ansonsten habe ich, wie gesagt, wenig zu meckern, die Stücke gehen gut ins Ohr, haben durchaus den Anspruch, den Hörer zu kreisenden Bewegungen mit seinem Schädel zu bewegen. Auch verschließen sich SOULLINE nicht vor Grenzübertretungen, was der leicht progressive Touch besser zur Geltung bringt als die oben angeführten Experimente. Von daher entschließe ich mich, trotz zeitweiser geistiger Verwirrung, für eine Note über dem Durchschnitt, denn SOULLINE haben mit „Oblivium“ bewiesen, dass sie eine reife Band sind, die sich auch mal weit aus dem Fenster lehnt. Vielleicht gelingt es beim nächsten Mal, andere Versuche zu unternehmen, das eigene Klangbild interessanter zu gestalten, denn dann könnte da noch was Größeres draus werden.

30.06.2008

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