Lovex - Pretend Or Surrender

Review

Nach dem vor gut einem Jahr veröffentlichten Debüt „Divine Insanity“ legen LOVEX nun mit „Pretend Or Surrender“ ihr Zweitwerk nach, auf dem das Sextett nicht nur frisurenmässig – soll das Cover eigentlich an „Sin City“ angelehnt sein? – stark in Richtung TOKIO HOTEL schielt und ganz offensichtlich auf die Kaufkraft all jener zwölf- und dreizehnjährigen Uschis, Monikas und Sandras hofft, die ihre sauteure Diddle-Maus-Sammlung dafür geben würden, um nur einmal am vom Schweiß getränkten Handtuch von TOKIO HOTELs Frontfrau Bill Kaulitz riechen zu dürfen.

Wie bereits auf „Divine Insanity“ bewegen sich LOVEX irgendwo zwischen NEGATIVE, THE RASMUS und TO/DIE/FOR, nur dass man diesmal wesentlich bombastischer, etwas härter, schwülstiger und noch etwas nichtssagender zu Werke geht, wie im melancholisch-anbiedernden Opener „If She’s Near“ zum Beispiel oder im pseudoharten „Take A Shot“, der mit nur knapp überdurchschnittlichen Mitsing-Refrains den Mädels sicherlich Schmetterlinge im Bauch flattern lässt. Besonders schmalzig wird es schließlich mit der herzerweichenden Ballade „Time And Time Again“, die in bester „Heart Of Steel“-Manier Pathos pur durch den Fleischwolf jagd und mir das Frühstück wieder hochkommen lässt. Letztendlich spricht mir der Titel „Rid Of Me“ zwar musikalisch völlig banal aber sinngerecht aus der Seele: „Ja, bitte, nichts mehr von dieser Scheiße!“

Technisch kann man LOVEX wohl kaum einen Vorwurf machen, denn die Produktion ist unglaublich glattgebügelt, fehlerfrei strukturiert und genauso konstruiert. Und obwohl ich viele finnische Bands ins Herz geschlossen habe und ich mir hin-und-wieder auch mal gern TO/DIE/FOR geben kann, ist „Pretend Or Surrender“ ein unangenehm kommerzielles Werk geworden, dem jegliche Seele fehlt, so dass sich der anspruchsvolle Hörer schnell schaudernd abwenden wird. Die Halbwertzeit der Songs liegt jedenfalls bei nicht mehr als drei Tagen, danach kann man dieses Album getrost in die Tonne hauen…aber auch das passt hervorragend zur heutigen Mentalität der Jugend.