Ganz dem bunten, freien Sound der 60er- und 70er-Jahre hat sich dieses Quartett aus Schweden verschrieben. Mag man selbst auch davon sprechen, in erster Linie von Folk Rock beeinflusst worden zu sein, sehe ich bei „Euphoria“ vor allem die progressiven Spielwiesen längst vergangener Zeiten vor dem geistigen Auge vorbeiziehen.
Ihr bislang zweites Album ist ein recht vielschichtiges, stets leicht melancholisches Werk geworden, das zwar mit psychedelischen Elementen und verspultem Gefuzzel spielt, das Songwriting von DEAD MAN ist aber dennoch so rund und kompakt, dass sich die einzelnen Songs recht schnell ihren Weg in die geübten Ohren des Prog-Rock-Gourmets bahnen. Wahrscheinlich nicht ohne Absicht wiegen die Schweden den Hörer erstmal in Sicherheit und präsentieren mit den ersten drei Songs eher ruhiges, hauptsächlich von Akustikgitarren getragenes Material. Besonders das smoothe und mit seinem harmonischen und mehrstimmigen Gesang an JEFFERSON AIRPLANE erinnernde „Footsteps“ lockert diese herrliche Zeitreise deliziös auf. Mit „I Must Be Blind“ und dem kurzen, aber intensiven „Light Vast Corridors“ wird es dann schon zum einen elektronischer, zum anderen deutlich verspulter. Insbesondere letzterer Song bewegt sich geschickt zwischen betörenden Harmonien und trippigen Soundspielereien. Die Herzstücke auf „Euphoria“ sind aber die beiden Longtracks „The Wheel“ und „Rest In Peace“. Ersteres bewegt sich in der Tat wie ein Rad und rollt nach anfänglicher Behutsamkeit unaufhörlich schneller von dannen, während der Mittelteil nicht nur gesanglich stark an LED ZEPPELIN erinnert. Aufgrund der Kiffer-Kompatibilität könnte dieser Track auch Stoner-Rockern durchaus munden. Noch besser wird es dann mit dem sehr gut arrangierten „Rest In Peace“, einem Track, der nach abermals beschwingtem Anfang diverse Bands von JETHRO TULL über BLACK SABBATH bis zu den Semi-Orientalrockern THE TEA PARTY zitiert. Fantastischer Song, klasse Songwriting!
Einziges Manko der Scheibe ist der schwache Schluss. Nach den besagten Monstertracks geht ihnen deutlich die Puste aus und die Scheibe schleppt sich langsam ins Ziel. Da wäre weniger wohl mehr gewesen. Und dennoch – wer auf oben genannte Bands steht oder allgemein ein Faible für progressive Rockmusik aus den 60ern und 70ern hat, erhält von DEAD MAN das Ticket ins Glück.
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