Im Schnitt ist es alle zwei Jahre Zeit für eine neue Scheibe des schwedischen Duos VINTERSORG. Dabei wirken die Stücke des mit gleichnamigem Pseudonym arbeitenden Hauptsongwriters zuletzt mächtig beladen, progressiv und auf den ersten Blick sicherlich über Jahre gewachsen. Dem scheint hingegen nicht ganz so zu sein, dafür spricht zum einen spätestens das etwas halbgar wirkende letzte Album “Orkan“ oder im aktuelleren Fall auch der neunte Output “Naturbål“. Auch hier wirkt das Konzept um einen wahrlich genialen Komponisten, der Meisterwerke wie “Till Fjälls“ oder “Ödemarkens Son“ geschrieben hat, gewissermaßen ausgezehrt, aber auch irgendwo über den Haufen geworfen und längst nicht mehr so magisch wie früher.
Das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass sich VINTERSORG in den letzten Jahren offenbar einer Art Zwangsprogression unterwerfen, die der Band nicht unbedingt sonderlich gut tut. So fehlt auch “Naturbål“ der klar erkennbare rote Faden, an dem man sich als Hörer festklammert und immer wieder orientieren kann. Stattdessen vermischen die Schweden sämtliche Stimmungen miteinander und nehmen einem Album mit enormem Potenzial die großen Momente. Denn viele weiterhin erfolgreich verwendeten Stilmittel könnten dem Langspieler unter Garantie wieder einige ganz besondere Momente verschaffen, was aber im Gesamtkontext schlicht zu wenig gelingt. Da wären etwa die hymnischen Gesänge, die diesmal etwas weniger überladene Synthie-Soundlandschaft oder auch das passende Gespür für raue und feinfühlige Momente.
Und doch kommt VINTERSORG nicht so zum Zuge, wie man es sich als gespannter Hörer verspricht.
Beispielsweise bei dem harschen Opener oder dem zunächst ein Gewitter simulierenden “En blixt fran klar himmel“ lässt das Duo schließlich für mehrere Momente seine Klasse durchschimmern und zeichnet homogene Naturlandschaften aus geheimnisvoller Magie mit leichten melancholischen Klammern. Nichtsdestotrotz fehlt “Naturbål“ im letzten Atemzug die Entschlossenheit und vielleicht auch mittlerweile der Ideenreichtum, die eigene Klasse über Plattenspiellänge auszudehnen.
Einmal mehr bleibt somit ein durchaus gutes Album zurück, dem aber die wahrlich mächtigen Momente erneut fehlen. Für eine schwache Platte haben Vintersorg und Matthias Marklund schlicht zu viel auf dem Kasten, doch gewissermaßen enttäuschend ist der Trend der vergangenen Jahre dennoch.
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