Das letzte Mal fanden ULCERATE aus Neuseeland 2007 bei Metal.de statt. Damals kritisierte der Kollege den mangelnden Abwechslungsreichtum auf „Of Fracture And Failure„, lobte aber gleichzeitig die herausragenden technischen Fähigkeiten der Technical-Death-Metal-Truppe aus Auckland. Seitdem haben ULCERATE im Zweijahresrhythmus drei weitere Alben veröffentlicht, dieser Tage steht Nummer vier mit dem Titel „Shrines Of Paralysis“ in den Regalen. Was hat sich in der Zeit bei den Kiwis getan?
Ein psychotischer Todesblei-Strudel
Technisch ist zumindest immer noch alles auf Weltklasse-Niveau. Über sieben überlange Songs und ein Interlude hinweg jagen sich Highspeed-Riffing und Blast Beats, grabestiefe Doom-Passagen und atmosphärische Einsprengsel. Konventionelle Songstrukturen sucht man vergebens und nach einer Weile scheinen die einzelnen Songs in einem psychotischen Todesblei-Strudel ineinander überzugehen.
Was ULCERATE auf „Shrines Of Paralysis“ abliefern, ist sicherlich keine einfache Kost. Die Intensität der Songs und das Tempo sind hoch und verlangsamte Verschnaufpausen wie in „There Are No Saviours“ rar gesäht. Und selbst in diesen Momenten vermitteln die zahlreichen Dissonanzen ein ungutes Gefühl. Dieser Musik wohnt etwas Gehetztes inne. Eine häufig genannte Referenzband ist NEUROSIS (Fun Fact: auch aus Oakland, allerdings in Kalifornien), deren Einfluss auf die Musik von ULCERATE sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist. Ebenso omnipräsent ist aber, sowohl aus spielerischer als auch atmosphärischer Sicht, der Black Metal („Extinguished Light“).
ULCERATE liefern feinsten Todesstahl in formvollendeter Komplexität
„Shrines Of Paralysis“ ist eine Herausforderung an den Hörer, die, sofern angenommen, den Blick in eine düster-faszinierende Welt freigibt. Technisch, unzugänglich, atmosphärisch verstörend, kompositorisch herausragend – vom sonnigen ozeanischen Inselstaat feinster Todesstahl in formvollendeter Komplexität.
Es dauert zwar eine Weile, aber dann ist Extinguished Lights tierisch geil und definitiv nicht langweilig. Insbesondere den Titelsong kann ich empfehlen.