Müssen wohl Künstler sein, THE WOUNDED KINGS. Nehmen es offenbar todernst mit der Präsentation ihrer „Visions In Bone“. Wissen: Um Doom komplett und mit jeder verfluchten Faser „genießen“ zu können, muss die Stimmung im Keller sein. Konsequenter Move: Die Band löst sich direkt vor der Veröffentlichung des Albums auf. Respekt, das saß!
Mit der traurigen Gewissheit, dass es sich bei „Visions In Bone“ um das letzte Lebenszeichen der WOUNDED KINGS handelt, entfaltet sich dessen Wirkung gleich um so rigoroser. Genussvoller kann man sich als Liebhaber der Langsamkeit kaum in ehrwürdiger Schwermut suhlen.
Das „Volume 4“-Poster im dunklen Keller-Proberaum leuchtet unheilvoll
Wobei die Briten nach wie vor die Genre-Extreme keinesfalls ausreizen – dennoch beschwört ihre Musik eindringliche Bilder herauf: PARADISE LOST ziehen ordentlich einen durch und gelangen zur Erleuchtung, dass ELECTRIC WIZARD eigentlich als grimmige Wüsten-DOORS noch geiler wären. Das „Volume 4“-Poster im dunklen Keller-Proberaum leuchtet unheilvoll und der Himmel weit entfernt verdunkelt sich.
THE WOUNDED KINGS schreiben heute wie gestern eindringliche, kleinen sinistren Storys entsprechende und keinesfalls (in erster Linie) auf die Karte Repetition und Trance setzende Epen. Der Einstieg mit „Beast“ führt einigermaßen exemplarisch und beeindruckend vor, wie man einen Rocksong ohne großes Brimborium (und nur mit ein bisschen schwarzer Magie) über eine knappe Viertelstunde spannend halten kann. Zwischen den von melancholisch-erhabenen Melodien knapp unter Mackintosh-Niveau durchzogenen, gleichwohl voluminösen Riffwänden stehen über die gesamte Distanz gleichberechtigt ruhige Passagen, getragen von der beschwörenden Stimme George Birchs und ergänzt durch wenige, aber effiziente Gitarren- und Piano-Klänge. Diese tragen – Feuilleton-Phrase hin oder her – außerordentlich zur atmosphärischen Verdichtung bei und heben Stücke wie „Beast“ und seine gleichwertigen Geschwister auf „Visions In Bone“ elegant aus der Ganz-Nett-Beliebigkeit.
„Visions In Bone“ ist ein würdiges letztes Ausrufezeichen der WOUNDED KINGS
Der Wechsel von Sharie Neyland zurück zum auf „Visions In Bone“ geerdeter predigenden Birch nimmt der Musik der WOUNDED KINGS zwar etwas ihrer mit Neyland erschaffenen Entrücktheit – ihr Sound ist dafür dichter, wenn man so will wärmer und psychedelischer als je zuvor.
Fazit: „Visions In Bone“ braucht durchaus seine Zeit und ist wie alle Werke der Briten kein Rock’n’Roll-Häppchen für Zwischendurch. Die letzte Platte der WOUNDED KINGS, sie ist allerdings ein sehr würdiges letztes Ausrufezeichen hinter einer musikalisch makellosen Karriere im Zeichen des Doom. Herrje…
Musste beim Lesen des ersten Absatzes dann doch ziemlich lachen.