Stuck Mojo - The Great Revival

Review

Als vor einigen Jahren mit URBAN DANCE SQUAD, RAGE AGAINST THE MACHINE, FAITH NO MORE und CLAWFINGER die erste Crossoverwelle über die ahnungslosen Fans harter Musik niederging, waren Freude und Aufregung groß. Harte Gitarren, Rap, Funk und unschlagbare Konzerte gingen meist mit politisch korrekten Statements einher. Eine weitgehend unpolitische Band, die diese neue Musikrichtung von Anfang an mit trug, waren und sind STUCK MOJO. Die fünf Herren lassen mit „The Great Revival“ ihr siebentes Studioalbum auf die Menschheit los und schaffen hierauf eine gleichwertige Mischung aus bekannten Klängen und neuen Tönen.

Nachdem Bandboss Rich „Duke“ Ward den letzten MOJO-Output „Southern Born Killers“ (2006) nahezu im Alleingang schrieb, ist das große Revival ein Gemeinschaftsprodukt der Band geworden. Neue Bandmitglieder brachten frischen Wind und so präsentiert sich die musikalische Südstaatendampfwalze aus Atlanta/Georgia anno 2008 im umgekrempelten Klanggewand. Von letztlich nur drei (!) wirklich harten Songs fällt „The Flood“ am meisten auf, weil STUCK MOJO hier richtiges Neuland betreten. Echt düstere Atmosphäre und derb ins Mikro gekotzte Deathmetalgrowls gab’s bei den Jungs noch nie. Und schneller als bei „The Fear“ waren die Mojomänner ebenfalls noch nie. Bei diesem Titel schlägt zudem die Gastsängerin Christie Cook sehr positiv zu Buche.
Durch den insgesamt sehr gediegenen Grundtenor der Platte fallen diese Songs ganz besonders auf.

Achtung, Phrasenmäherei: Ich glaube, STUCK MOJO sind erwachsen geworden. Oder zumindest so allmählich aus der Pubertät raus. Die Härte und wilden Experimente der vergangenen Jahre waren zu ihrer Zeit wichtig; heute befassen sich Rich Ward und seine Kumpels eher mit Wünschen, Verlust, Liebe und so – kurz gesagt, mit dem normalen Leben. Musikalisch fundamentiert wird die neue Botschaft der Mojos mit der prinzipiell gewohnten Mischung aus groovendem Hip Hop, Blues, Metal und Southern Rock, nur eben mit weniger Elan als früher.

Damit komme ich zu meiner Kritik. Nichts spricht gegen Veränderung und geistige Reife. Beides darf sich auch in der Musik niederschlagen. Nur gefällt mir die neue Musikmischung einfach nicht. Trotz der genannten Songs ist das ganze auf Dauer zu seicht, zu pomadig, zu kraftlos. Übermäßig eingesetzte Drumcomputer nerven durch stupides Pluckern und auch der Coversong „Country Roads“ (Genau DAS „Country Roads“ von John Denver) wäre bestenfalls was für ’ne B-Seite als für ein reguläres Album gewesen. Ob all das tatsächlich für mentale Reifungsprozesse einzelner Mojos spricht oder für schlichtes Schielen in Richtung Airplay seitens der ganzen Band(e) und des neuen Labels Napalm Records steht, kann ich nicht sagen. Ist auch egal. Warum diese kraftlose Platte aber ausgerechnet „The Great Revival“ heißt, erschließt sich mir nicht. Ernsthafte Einschätzung, Ironie, nur etwas verfehlt oder einfach blöd? Keine Ahnung, ich bin hiervon jedenfalls sehr mäßig bis gering begeistert. Empfehlung nur unter starkem Vorbehalt!

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12.11.2008

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