Ein Neustart ist immer schwierig, insbesondere bei einer so jungen Band. So müssen etwa SPITEFUEL ganz von vorne anfangen, obwohl sie als STRANGELET schon die Augen einiger Musikhörer auf sich ziehen konnten. Doch im vergangenen Jahr löste sich die Gruppe auf und gründete mit SPITEFUEL einen Nachfolger, der nun ohne Keyboards auskommt, dafür aber einen zweiten Gitarristen aufweisen kann. Zudem wurde der Drumhocker neu besetzt. Dadurch wurde der Sound logischerweise etwas härter, als es noch auf „First Bite“ der Fall war. Doch dazu später mehr.
Leidenschaftlich und aufregend
Bevor es mit dem Album losgeht, erweist sich das Intro erstmal als Langweiler. ‚On Burning Wings‘ wirkt so austauschbar, wie die Menü-Musik der DVD eines x-beliebigen Blockbusters. Der Effekt ist der Gleiche: Man drückt schnell die Skip-Taste. Dann folgt ‚Purified‘, welches deutliche Anleihen von den letzten SAXON-Alben erkennen lässt. Deutlich wird dadurch auch die Marschrichtung, die man hier im Folgenden erwarten kann: Bereits dagewesenes wird leidenschaftlich und aufregend präsentiert. Das gilt natürlich auch für das folgende ‚By My Hand‘, das Assoziationen zum teutonischen Metal wecken kann. Und wie bereits erwähnt, ist SPITEFUEL heavier als „First Bite“. Den Sleaze Rock der Gruppe hat man in Richtung Heavy Metal geöffnet, was dem Material hörbar gut tut. Doch der STRANGELET-Fan sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Mit Nummern wie ‚Sleeping With The Wolves‘ oder ‚Devil’s Darling‘ lässt sich noch deutlich heraushören, wer die Vorgängerband war.
Abwechslung und hoch gesteckte Ziele
Einer der großen Pluspunkte von „Second To None“ ist die stilistische Variabilität. ‚Whorehouse Symphony‘ ist beispielsweise dem Sleaze zugeneigt, ohne etwas von der Heavyness der anderen Songs einzubüßen, während ‚Triad Of Fatih‘ mit seinen mächtigen Riffs sowie seinem treibenden Groove punkten kann. Auch die Akustiknummer ‚Fly‘ fällt angenehm dadurch auf, dass sie an „GN’R Lies“ erinnert und der Rausschmeißer ‚It Remains Empty Forever‘ schlägt die Brücke ins Moderne. Mit ‚Regrets‘ ist man aber über das Ziel hinausgeschossen. Die Heilbronner können mit dieser Halbballade den Hörer einfach nicht fesseln. Denn letztlich kann der Song nicht die gewünschte Atmosphäre aufbauen und bremst den Albumfluss. Aber die Anzahl der (wenigen) mittelmäßigen Stücke fällt zum Glück nicht über die volle Distanz ins Gewicht.
Sind SPITEFUEL unvergleichbar?
Wer dieses Album gehört hat, wird die Auflösung von STRANGELET nicht weiter betrauern, denn das Quintett um den ehemaligen LANFEAR-Sänger Stefan Zörner bietet nämlich aufregenden, frischen Heavy Rock. Die härtere Ausrichtung ist ein Gewinn, da dieser Stil-Cocktail der Platte mehr Eigenständigkeit verleiht, als es noch auf „First Bite“ der Fall gewesen war. Diese Tatsache kommt dann den Songs zugute, welche den Hörer in ihren Bann ziehen können. Natürlich gibt es auch einige schwächere Nummern auf dieser Platte, was bei einem Newcomer aber kein Beinbruch darstellt. Mit „Second To None“ müssen sich SPITEFUEL also nicht vor den Schwergewichten des Genres verstecken. Manche müssten sich eher vor den Heilbronnern verstecken.
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