Dem nordschwedischen Trio SORGELDOM sitzt nicht nur ein boshafter Schalk im Nacken, sondern offenbar auch eine Horde von garstigen Plagegeistern: Wenn nach knapp elf Minuten das erste Lied „I Kloaken Lättar Vi Ankar“ mit Trommelwirbeln, sanften Gitarrenakkorden und klagendem Gesang zu einem kuriosen Ende findet, hat der Hörer bereits eine Wegstrecke durch eine Einöde zurückgelegt, in der es an bösen Überraschungen, Fallen und Irrwegen wahrlich nicht mangelt – Black Metal Puristen werden bereits jetzt mit den Nerven am Ende sein, wenn sie „Inner Receivings“ nicht schon längst aus dem CD-Player verbannt haben.
Keine Frage: Jodöden, Marklund und Dr.Sunden legen mit ihrem zweiten Album einen Brocken vor, an dem sich mancher die Zähne ausbeißen wird, nur um am Ende zu erkennen, dass sich die Mühe kaum gelohnt hat – zu (scheinbar) wahllos irrlichtern die Herren durch eine wilde Mischung aus Black Metal, Black’n’Roll, Psychedelischem und Shoegaze, und zwar ohne dabei an aktuell angesagte und ungleich eingängigere Formationen aus Frankreich oder Amerika zu erinnern. SORGELDOM klingen weniger träumerisch, eher schon selbstverloren und auf harsche bis bittere Weise melancholisch, ja, mit ihren Ausflügen ins Thrashige durchaus anstrengend. Zunächst. Dann irgendwann, nach dem zweiten, dritten, was-weiß-ich-wievielten Stelldichein geben die Schweden ihre Schüchternheit plötzlich auf und nehmen den verdutzten Hörer an die Hand, führen ihn auf die andere Seite ihrer schmutzigen Lieder und mit einem Mal entfaltet sich ihre Musik zu einer Größe, die nicht zu erahnen war.
„Inner Receivings“ mangelt es nicht an schroffen Riffs, kehligem, keinesfalls schönen Gesang, intonierter Verkommenheit und hässlichem Abgrund. Doch dem gegenüber stehen schwelgerische Passagen im Stile von THIS EMPTY FLOW und mit „Sommer Day“ eine Slowdive-Coverversion, die bei aller Introvertiertheit andeutet, was SORGELDOM eines Tages gelingen könnte. Doch diese atmosphärische Dichte wird immer wieder durchrissen von mitunter weniger gelungenen Breaks.
In Folge dessen hält sich das Trio noch auf einer Stufe auf, die einst u.a. TIAMAT mit „Astral Sleep“ erklommen hatten: dem allzu gewöhnlichen Einerlei des zeitgenössischen dunklen Metal ist die Band nicht gänzlich entronnen, scheut aber weder Experimente, noch ruhige Klänge und richtig schöne Melodien. Wer sich in die Kanalisation hinabwagt, um dort die Akustikgitarre einzuspielen, der wird in Zukunft wohl noch ganz andere Schritte in unbekanntes Terrain wagen. BERGRAVEN-Geisterseher Petterson dürfte diese Hoffnung teilen, denn ansonsten hätte er sich wohl kaum entschlossen „Inner Receivings“ durch einen Gastbeitrag aufzuwerten.
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