Album Nummer zwei nach der 2014er-Wiedervereinigung bringt ein große Veränderung im Hause RYKER’S mit sich: Nachdem Sänger und Gründungsmitglied Kid D. die Kasseler Hardcore-Institution im Sommer verlassen hat, und von Dennis (BRIGHTSIDE und TAUSEND LÖWEN UNTER FEINDEN), einem langjährigen Freund der Truppe, ersetzt wurde, ist Bassist Chris das letzte Relikt aus den seligen Anfangstagen. Der Ausstieg des alten Schreihalses ist besonders tragisch, da sein Nachfolger trotz eines soliden Einstands auf „Never Meant To Last“ zu keiner Zeit an das einnehmend-rohe Geröhre eben jenes Kid D. herankommt.
In Anbetracht der Tatsache, dass alle Beteiligten mittlerweile schon viele Lenze auf dem Buckel haben, besitzt das neue Scheibchen zwar eine gesunde Knackigkeit und Durchschlagskraft – man höre etwa das thrashige „The Downfall“ oder das aggressive, textlich leider recht infantile „High Five In Your Face With A Chair“ –, aber die Maximalenergie früherer Tage wird nicht mehr transportiert. Auch Mitgröl-Gassenhauer wie anno dazumal „Lowlife“, „Forever And A Day“ und wie sie alle heißen vermögen sich die RYKER’s nicht mehr so locker aus den Ärmeln zu schütteln, wenngleich sie mit den eingängigen „The Outcast’s Voice“ und „Back in The City“ annähernd die alte Beschwingtheit erreichen.
Größter Störfaktor auf „Never Meant To Last“ sind wohl die Gastbeträge gleich dreier verschiedener Sänger (Mike Dijan, Samuel El Action und Craig Setari), die Dennis bei jeweils einem Stück unterstützen oder gar komplett ersetzen – das ist einfach zu viel des Guten. Es lässt die Platte einerseits leicht zerfahren wirken, erweckt andererseits den Gedanken, dass die RYKER’S hier möglicherweise etwas überzukompensieren versuchen.
Apropos: die RYKER’S? Mit nur einem von Vieren, der noch von früher dabei ist, handelt es sich hier kaum mehr um die RYKER’S, die unsere Herzen in den 90er-Jahren mit „Ground Zero“ oder „A Lesson in Loyality“ erobert haben. Einen charismatischen Sänger ersetzt man halt nicht mal eben so. Sobald man die Erwartungshaltung dementsprechend nachjustiert hat, kann man sich aber an einem recht frischen Hardcore-Exkurs erfreuen, der sich im internationalen Vergleich mit anderen alten Helden nicht verstecken muss. Auch diese haben ihre besten Tage schließlich hinter sich.
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